Die Ostertage sind ein bewusstes Abschiednehmen und gleichzeitig ein Aufruf aufzubrechen.
Dabei kann man sich auf die kirchlichen Rituale besinnen und sie pflegen, um dann letztlich nach den Ostern den angekündigten Aufbruch wieder in die alten Bahnen zu lenken, auf dass alles seine Ordnung behalten möge. Da und dort kommt einiges zur Sprache, man erinnert sich, aber letztlich wird es auch diese Ostern kein Aufbruch sein, sondern ein besonnenes Innehalten. In den vergangenen unzähligen Jahrzehnten, ja Jahrhunderten brachen so viele Menschen auf, um einen Weg des Friedens verbunden mit Lebensqualität zu finden … und wurden immer wieder durch gesellschaftliche Strukturen, von Menschen geschaffen, auf ihrem Weg gestoppt. Man muss nicht gleich Jahrhunderte zurückblättern, einige Jahrzehnte genügen. Erinnern Sie sich jener grossen engagierten Menschengruppen, die auf ihren Friedensmärsche zu Ostern nach Gerechtigkeit und Frieden riefen. Längst haben sich die meisten von ihnen den gesellschaftlichen Entwicklungen angepasst, aber eigentlich wurde nie Frieden geschaffen. In einigen Ländern wirkt sich das menschenverachtend und schmerzerfüllt aus, in anderen einfach auf materieller Ebene.
Allerdings hat man es nicht verpasst immer wieder vom Aufbruch zu reden und ihn zu fordern. Es ist aber immer ein Aufbruch gegen irgendetwas, um selber wieder mehr zu haben. Wir wehren uns gegen einen Aufbruch, weil er uns fordert Veränderungen herbei zu führen, füreinander zu kämpfen und nicht gegeneinander. Es ist längst zu einer Bewegung gegen etwas Bestehendes geworden und im Vordergrund steht, das eigene Nest zu bewahren. Und wer aus dem gegebenen gesellschaftlichen Rahmen fällt, hat kein Recht mehr aufzubrechen, denn er ist schlicht und einfach gescheitert, ungeachtet davon, was diese Menschen für die Gemeinschaft tun. Sie haben das Recht auf Aufbruch verloren, weil sie bereit sind, die Veränderungen wahr zu nehmen und zu leben. Sie sind bereit, das eigene Ich zurück zu stellen, um das Du wachsen zu lassen, damit das Ich seinen neuen Platz in Gemeinsamkeit finden kann. Die christliche Basis bietet neben anderen doch die Grundlagen einen Aufbruch zu wagen, um gemeinsam zu wachsen und immer wieder neue Gemeinschaften zu finden.
Ostern, welch bedeutender christlicher Gedanken, der uns zum Aufbruch für eine gemeinsame Zukunft unabhängig der Herkunft, Stellung in Beruf und Gesellschaft und Religion mahnt. Es mangelt nicht an konstruktiven Ideen und Ansätzen und auch nicht am Willen und Können, sondern man steht sich selbst im Wege.
Richard Wurz
12. April 2017