Skip to main content

Der Karfreitag und das Osterfest erinnern daran, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern nur das Überschreiten einer Grenze.


home tab isenbergDie Gesellschaft ist in Schieflage geraten, denn das Osteressen im grösseren Familienverbund mit Grosseltern, Geschwistern und Freunden ist ausser Kraft gesetzt, das gemeinsame Eiersuchen und Eiertütschen fällt aus und die Osterausflüge in die Berge oder ins Tessin soll man gefälligst sein lassen. Die Corona-Epidemie zwingt uns zu mehr Respekt, Rücksichtnahme, Langsamkeit und den Verzicht auf so vieles, was bis anhin einfach eine Selbstverständlichkeit war. Es ist ein harter Zeitabschnitt, der tief in das persönliche Alltagsleben Eingriff nimmt und eine Herausforderung ist, das tägliche Handeln zu überdenken und die Vernunft im alltäglichen Geschehen und Verhalten anzuwenden. Es genügt nicht, Regeln und Vorsichtsmassnahmen zu erlassen, die kleinste Risikogruppe, die Kinder und Jugendlichen, von der Schule zu befreien, und die älteren Menschen in ihre Wohnungen einzuschliessen – die Gesellschaft als Ganzes ist gefordert und betroffen sind alle in irgendeiner Form.

Man muss nicht ein tiefgläubiger Mensch und nicht einer Kirche angehörig sein, um die Bedeutung der Karwoche und des Osterfestes zu erkennen – ein lebendiges christliches Leben genügt vollauf. Nur hat sich in den vergangenen Jahren eingebürgert, dass man den Karfreitag achtlos übergeht und den Osterausflug, zumindest den Osterspaziergang, sorgfältig plant. Die Epidemie hat diesbezüglich nun aber einen Strich durch die gewohnte Osterfeiertageplanung gemacht. Vor allem ein schwieriges Unterfangen für die Väter und Mütter und ihren Kindern. Es ist vor allem aber die ältere Generation, die aufmuckt ein- und ausgeschlossen zu werden, denn ihnen wird der selbstverständliche Anspruch abgesprochen, einfach ihre Grosskinder besuchen und mit einem Osterhasen beschenken zu können. Das stösst nicht überall auf grosses Verständnis und man möchte die Restriktionen möglichst bald gelockert haben. Dabei ist es wichtig, dass auch die ältere Generation die Sonderregelungen wahrnimmt und umsetzt, denn sie sind letztlich zugunsten von ihnen selber und der kommenden Generation.

Natürlich ist es auch für die SeniorInnen nicht einfach, denn nun kommt noch dazu, dass man über das Leben und den Tod spricht. Weltweit gesehen ist dies ein alltägliches Thema, aber meistens irgendwo auf dieser Erde. Das wird vielfach weggeschoben und mit einer Spende abgegolten, denn einem selbst betrifft das in diesem Umfang nicht. Nun stellt uns aber die Epidemie dies direkt vor die Haustür. Es sei klar festgehalten, dass jeder Mensch das Recht auf das Leben und bei Bedarf auf eine gewissenhafte Betreuung und Versorgung hat, aber der Tod gehört zum Alltag wie das Leben. Sie mögen entschuldigen, aber es kommt mir ein Ausschnitt aus einem Text des Liedermachers Ludwig Hirsch in den Sinn: «…und das Wort ‹Tod› nie das letzte sein wird. Der Tod is ein Seitensprung, mehr a scho ned. Du schlafst ein und wachst auf, nur in an anderen Bett.»

Liebe LeserInnen, ich wünsche Ihnen eine Zeit des gemeinsamen Alleinseins und Ostern wird immer ein Aufbruch sein, nur wissen wir nicht auf welche Reise wir gehen werden. Es ist nicht eine Frage des Überlebens, sondern des Lebens und dazu gehört auch der Tod.

Richard Wurz
11. April 2020
Bild: Richard Wurz

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.