Sie leisten einen Mehrwert für die Gesellschaft und sind die Basis einer politischen, gesellschaftlichen und sozialen Schweiz – die Freiwilligen.
Es ist längst bekannt oder sollte mindestens im Bewusstsein der Bevölkerung seinen Platz haben, dass der Staat Schweiz nicht funktionsfähig wäre respektive still stehen würde, wenn er nicht von der Arbeit der Freiwilligen profitieren könnte. Sie übernehmen mit ihrem Engagement unzählige Aufgaben im gesundheitlichen, sozialen, gesellschaftlichen und kulturellen Leben der Bevölkerung, für welche dem Staat die Ressourcen respektive die finanziellen Mittel fehlen. Das heisst, die Politiker*innen verlassen sich seit Jahrzehnten darauf, dass jene Aufgaben, die sie nicht lösen mögen oder können, schon von irgendwelchen Organisationen mit ihren Freiwilligen übernommen werden.
Diese übernehmen auf der Basis der Unentgeltlichkeit Aufgaben für Personen, die ausserhalb des eigenen Haushalts leben, also eine Aktivität zum Nutzen von Drittpersonen. Es sei nur daran erinnert, dass jährlich über 700 Millionen Stunden an unbezahlter Tätigkeit zugunsten der Gesellschaft geleistet werden, was rund 30 Milliarden Franken vom Staat eingesparten Finanzmitteln entspricht.
Die Freiwilligen mit einbeziehen
Der öffentlichen Hand und den Politikerinnen obliegt die Aufgabe, dass alle Bewohnerinnen ein lebensgerechtes Leben führen können und die Bevölkerung muss mit aller Kompromissbereitschaft dazu beitragen, dass dies im Alltag umgesetzt werden kann. Die gesellschaftlichen und öffentlichen Herausforderungen sollten nicht auf der Perspektive Hilfeleistende und Hilfeempfänger*innen basieren, sondern auf einem Teilhaben am Geschehen von öffentlicher Hand, Zivilgesellschaft und Wirtschaft, um gemeinsam die Ziele zu diskutieren und umzusetzen. Dazu braucht es das Engagement der unzähligen Freiwilligen in allen Bereichen, aber nicht einfach Ausführende, die im Auftrag Arbeiten zugunsten anderer Menschen übernehmen.
Es sind rund 50 Prozent der Schweizer Bevölkerung, die Freiwilligenarbeit leisten ausserhalb von Vereinen oder Organisationen, Betreuungs- und Pflegearbeit übernehmen, anderen Personen beistehen oder Anlässe und Projekte unterstützen. Also liegt ein breiter Fundus an Erfahrung bereit, den man in die zukünftige Arbeit miteinbeziehen kann.
«Wir brauchen die Gemeinschaft»
Die vergangenen Monaten waren geprägt von der Pandemie. In unzähligen Voten wurde von Eigenverantwortung gesprochen und je nach Sichtweise gar von Entzug der Freiheit. Dabei ging ganz vergessen, dass die Grundlage einer funktionierenden und lebenswerten Gesellschaft Menschen sind, die sich solidarisch verhalten und Verantwortung übernehmen. Es ist daher beschämend, wie fast grobfahrlässig in Kauf genommen wird, dass sich die Gesellschaft spaltet, anstatt in der Krise gemeinsam stark zu sein. Natürlich muss man in eine ausgeglichene Gesellschaft auf der Basis einer Gemeinschaft viel investieren und sich engagieren – die Freiwilligen machen das jeden Tag.
Wie viel man tatsächlich selber bereit ist für den Frieden und die Solidarität in der Gesellschaft und den eigenen persönlichen Frieden zu investieren, muss sich jede*r selbst überlegen, aber gerade in der Adventszeit und in den kommenden Feiertagen hat man manchmal nicht nur die Zeit, sondern auch die eigene persönliche Stimmung dafür, um solidarisch Frieden mit sich und der Welt zu schliessen.
Richard Wurz
4. Dezember 2021
Bild: Richard Wurz – Zeichnung von Christina Blatter Bremgarten
Am Sonntag, 5. Dezember findet der «Freiwiligentag» statt.