Da macht man pflichtbewusst Ferien in der Schweiz und stellt fest, dass einem schlichtweg die Sprachkenntnisse fehlen.
Es ist keine Frage, auch ich weiss, dass man im grossen Landschaftsanteil der Schweiz Deutsch spricht und in den beiden kleineren Italienisch und Französisch und nicht vergessen da in den Bergen Romanisch. Somit kein Sprachproblem, denn eine der vier Sprachen können sicher alle. Hinzu kommt das Englisch, vielfach eher ein «D'Englisch», und das spricht man an allen Destinationen des Schweizer Tourismus. Nun forderte man uns dieses Jahr auf die Schweiz zu entdecken, in anderen Regionen die Ferien zu geniessen und der Gastronomie wieder ein bisschen Aufschwung geben. Gedacht, getan und weg in die Berge.
Trotz der Wahrscheinlichkeit, dass man am Abend «schpeerig» sein könnte und einen «Hüntschi» hat, ging man den Aufstieg fröhlich und locker an. Eine erste Verwirrung gab es, als man dem Senn bei der Arbeit zusehen durfte, erlaubte man sich doch die Frage: Was machen Sie da? Er antwortete kurz angebunden: «Puddere.» Die Frauen dachten ein bisschen düpiert an die Vorbereitungen frühmorgens im Bad. Und weiter ging es so in der Alpwirtschaft, als man einen Speckteller bestellte und die Servicefrau «Späckteella» verstand. Kurzerhand erwiderte sie, dass es das nicht gebe. Abends freute mich sich auf den feinen Braten und gab auf die Frage «mit Gummelstunggis» schon recht «kiibäl» zur Antwort «Nein, etwas Essbares».
So widmete man sich dem Wein und Bier und Schnaps, hatte nicht einmal Lust ein bisschen zu «karisirä» und nahm den sich anbahnenden «Kremänzer» in Kauf. Wie das Ganze letztlich ausgegangen ist, sei hier unerwähnt, aber wie hielt die Autorin Bibi Vaplan einmal fest: «Chi voul fingià viver in libertà scha la parschun es plü dastrusch?»
Richard Wurz
17. September 2020
Bild: Bettina Leemann
Als Hilfestellung das Wörterbuch: D'Englisch ‒ Deutsch-Englisch vermischt; schpeerig ‒ Muskelkater haben; Hüntschi ‒ Muskelkater; Puddere ‒ Butter herstellen auf der Alp; Späckteella ‒ Bergkiefer; mit Gummelstunggis ‒ mit Kartoffelstock; kiibäl ‒ müde; karisirä ‒ flirten; Kremänzer ‒ Alkoholrausch; Chi voul fingià viver in libertà scha la parschun es plü dastrusch? ‒ Wer will schon in Freiheit leben, wenn das Gefängnis so nahe liegt?