Economiesuisse weiss, wohin die Reise der Wirtschaft gehen soll ‒ das Bildungssystem hat sich danach zu richten.
Die Umwälzungen in der Gesellschaft und der Wirtschaft haben durch die Digitalisierung längst begonnen. Und nun springt auch die Dachorganisation der Schweizer Wirtschaft, Economiesuisse, auf den Zug auf. Sie glaubt, im Bildungssystem den Verantwortlichen gefunden zu haben, der garantiert, dass die Wirtschaft ihre Zielvorstellungen erreicht. Dies ganz nach dem Grundsatz, die Schulbildung habe sich den Ansprüchen der Wirtschaft unterzuordnen. Sie vergessen dabei aber gerne zu erwähnen, dass sie den jetzigen ErstklässlerInnen gar nicht erklären können, welche beruflichen Möglichkeiten ihnen dereinst nach neun Schuljahren zur Verfügung stehen werden.
Man setzt bei Economiesuisse in den Forderungen einseitig auf die Digitalisierung in den Schulen, als ob die Zukunft in allen Bereichen digitalisiert werden kann. Als ob es in ferner oder weiterer Zukunft in den verschiedensten Berufszweigen keine anderen Fachleute mehr brauchen würde. Man denkt bei allem wohl nur an die eigene Gewinnmaximierung. Dabei tritt der Auftrag des Staates, dass Kinder in diesem Land das Recht auf eine eine breite Wissensbildung während neun Schuljahren haben, total in den Hintergrund und wird sozusagen ausgeblendet. Das heisst, es sollte bei allem Wunschdenken berücksichtigt werden, dass die Schule nicht das Spülbecken für die Wirtschaft ist. Vielmehr hat sie den Auftrag, den Kindern und Jugendlichen auf einer möglichst breiten Bildungs- und Lebensbasis einen guten Rucksack für das weitere Leben mitzugeben.
Sollte die Dachorganisation Economiesuisse mit ihren rund 100 Branchenverbänden weiterhin auf ihren Forderungen beharren, dann wäre sie gut beraten zuerst einmal über die eigenen Bücher zu gehen. Es sind doch gerade ihre geschätzten VertreterInnen, die es nicht unterlassen, bei jeder sich bietenden Gelegenheit beim Bildungssystem zu sparen, während sie gleichzeitig für sich selbst Steuer- und Standortprivilegien in Anspruch nehmen. Dies natürlich und ganz selbstverständlich immer zu Lasten ihrer ArbeitnehmerInnen. Es scheint ihnen unwichtig zu sein, dass der Staat in seiner Tragfähigkeit langsam, aber sicher ausgehöhlt wird und damit letztlich auch den Kindern und Jugendlichen lebenswerte Zukunftsperspektiven genommen werden. Der vielzitierte Satz «Die Jugend ist unsere Zukunft» wird mit jeder Sparrunde im Bildungssystem mehr zur Farce.
Richard Wurz
10. Februar 2018
Bild: zVg