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Esther Amrein und Rosângela de Andrade Boss mit dem schwebenden Berg.
Kultur
Sie sind keine Landschafts-Bergmalerinnen, Esther Amrein (*1968) und Rosângela de Andrade Boss (*1967), so haben sie sich für eine Installation mit einem «schwebenden Berg» entschieden.
Datum: 06. März 2022

Seit vier Jahren arbeiten die beiden Künstlerinnen zusammen. Sie haben Gemeinsamkeiten und Auseinandersetzungen mit verschiedenen Themen und Materialien, finden aber immer den Weg, die Idee als Ganzes umzusetzen. Dabei arbeiten sie je nach Arbeit im Atelier von Esther Amrein in Obersiggenthal, wo auch die Installation «Caspar Wolf» entsteht, oder in Brugg im Atelier von Rosângela de Andrade Boss. Dem derzeit aktuellen Arbeiten im Atelier seien Reisen in die Berge vorangegangen, um sich ein Bild von Caspar Wolf's Sichtweise der Berge zu machen, erklären sie im Gespräch. «Es war für uns eine Entdeckungsreise und wir mussten uns einen neuen Zugang zu den Bergen schaffen.» Es habe aber keine Überwindung gebraucht, sondern es sei total lustvoll gewesen, sich auf so verschiedenen Ebenen an das Thema ranzutasten.

«Wir haben genau hingeschaut, was aus der Berglandschaft geworden ist», meint Rosângela de Andrade Boss. Und sie haben sich gefragt, wo denn der Kick sei, dass die Leute einfach hinauf gehen wollen. Bei den vielen Strommasten, Bergbahnen, Strassen und

«Es wird die leichteste Version, einen Berg für sich zu haben.»

Esther Amrein

Überbauungen sei es sehr schwierig den Blick von Caspar Wolf auf diese Landschaften wieder zu finden. «Ich bin beeindruckt, wenn nicht gar schockiert, wie alles verschönert und verbaut wurde und frage mich, ob das notwendig ist», hält Rosângela de Andrade Boss nachdenklich fest. Und Esther Amrein fügt an: «Es ist alles wie selbstverständlich geworden, man hat sich die Berge angeeignet.» Caspar Wolf sei damals mit einer Equipe über mehrere Tage unterwegs gewesen, während man sich heute einfach morgens ins Auto oder den Zug setzt, ein Tag Berge mit Restaurantverpflegung geniesst und abends wieder in der guten Stube zu Hause sitzt. Das heisst, man kann ohne grosse Vorbereitungen schnell in die Berge.

Ein Berg hebt ab
Es sei auf ihren Reisen in die Berge relativ einfach gewesen hinauf zu kommen, meint Esther Amrein mit einem Lächeln, aber ein wieder runter zu kommen, war extrem schwer. «Wenn man hochgeht fühlt man sich von einer Leichtigkeit wie abgehoben – ein Abheben vom Boden in die Natur.» Dabei spüre man etwas Verrücktes aus dem Innern des Berges. Es sei wie eine immense Kraft, die aber wieder zur spürbaren Leichtigkeit führe. Sie halten aber klar fest: «Wir wollen keine Wertung abgeben oder Thesen aufstellen, aber die Frage stellen, warum ist er da, der Berg. Aber die Frage nach der Freiheit der Berge offen lassen.»

Die beiden Künstlerinnen haben das Gesehene und Erlebte mit ins Atelier genommen – nun haben sie ihren eigenen Berg. In der Gestaltung nehmen sie ihren Berg vom Boden weg und stellen ihn auf Augenhöhe. So wird unten und oben nichts sein und man kann einfach um den Berg herumgehen. Das entstehe sicher zum Teil auf diese Art, weil sie den Respekt vor dem Berg ein bisschen verloren haben. «So wird unser Berg hängen, so dass man ihn beim Betrachten voll in seiner ganzen Grösse auch für sich einvernehmen kann.»

Richard Wurz
11. März 2022
Bilder: Richard Wurz


Weitere Informationen unter www. http://diezukunftkuratieren.ch/ und www.murikultur.ch/ und www.estheramrein.kleio.com und www.rosangelaandrade.ch

 

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