«Grand Tour Caspar Wolf»
Mit den vielen Bilder von Berglandschaften und dem Blick vom Atelier des Künstlers Bruno Müller hinaus über den See in die Berge fühlt man sich in die Welt von Caspar Wolf (1735 bis 1783) versetzt, einfach Caspar Wolf 2022. Es werden Gemeinsamkeiten zwischen dem künstlerischen Schaffen von Caspar Wolf und Bruno Müller spürbar, was das Gespräch noch deutlicher macht. So haben beide Künstler im jugendlichen Alter mit der Malerei begonnen, sind begeistert und einvernahmt von den Berglandschaften und erforschen und halten das Gesehene direkt vor Ort in Zeichnungen und Ölbildern fest. Diese Welt der Berglandschaften begleitet Bruno Müller schon seit seiner Zeit als Kindergarten Schüler in den 1950er Jahren, weiter in seine Ausbildungszeit an der Beaux Art Genève bis hin zu seiner Reise nach Asien in den 1970er Jahren mit Begegnungen der Gebirgszüge des Himalaja und der indischen Philosophie bis in seine heutige Zeit im Atelier am Vierwaldstättersee, wo er seit rund zwanzig Jahren arbeitet.
Das Matterhorn war der «Erste»
Bruno Müller erinnert sich an die Zeit, als ein Guido Goslandi der Mussolini-Zeit in Italien entfloh und in Ruswil bei seinem Vater eine Stelle in der Autogarage fand. Neben seiner Arbeit habe Guido Goslandi aber gemalt und er schenkte seinem Vater ein Bild vom Matterhorn, das über dem Sofa in der Stube seinen Platz fand. «Ich selber malte schon im Kindergarten und meine Kindergärtnerin förderte mich in meinem Tun», erklärt Bruno Müller. So habe er das Matterhorn von Guido Goslandi kopiert und es wurde sein erstes
Bruno Müller-Meyer
Bergbild. Es braucht aber Mut, das vom Tourismus und den vielen Abbildungen völlig abgelutschte Matterhorn zu malen, denn das ist ein Karriere-Killer. «Das Matterhorn hat einen Giebel und mir fehlt die Breite und es wird als ein Kitsch-Motiv wahrgenommen und der Maler als Veduten-Künstler.» Bruno Müller fügte aber gleich an, dass er immer wieder mal Motive gemalt und Aktionen gemacht habe, welche für eine mögliche Karriere wohl eher hinderlich waren und meinte mit einem Lächeln: «Das macht mir irgendwie Spass.» Er wolle das Matterhorn und andere Alpenmotive immer wieder neu malen und herausfinden, was da malerisch noch drin liegt – es mit der grossen Tradition mit einem trotzigen Trotzdem aufnehmen. Er wollte noch mehr erfahren, was ihm die Landschaften auszudrücken vermag und letztlich die eigenen Eindrücke einfangen und sie in seine Malerei einbeziehen. «Es ist eine Momentaufnahme und keine eins zu eins Abbildung. Es ist ein Inszenieren von Licht und Rhythmen der Berge, die Bewegungen festhalten», so Bruno Müller. «Ich bin ein Maler der Romantik und die machen das Ganze zum Inhalt, lösen Stimmungen aus.» Und fügt in diesem Zusammenhang mit einem Lächeln an: «Das Matterhorn ist darauf bezogen für mich ein Killer pur.»
Malerei und nicht Illustration
Natürlich realisiere er die Veränderungen in der Landschaft und ein Vergleich zwischen seinen und den Bildern von Caspar Wolf macht dies deutlich. Er sei in seiner Arbeit den Motiven von Caspar Wolf nachgegangen, aber es sei nicht sein Ziel gewesen, die Veränderungen darzustellen, auch wenn sie mich beschäftigen. «Ich bin kein ökokritischer Maler und meine Bilder sind keine politische Aussage. Es geht mir um die Schönheit, darum, ein Projektionsumfeld für die Seele zu schaffen, dem Ganzen einen Resonanzraum zu geben.» Es sei schon ein Unterschied zwischen den 1980er und 1990er Jahren, als er mit Rucksack und Staffelei alle 4000er malen wollte und jetzt als Ateliermaler dies mit unzähligen Fotos als Erinnerungsvorlage erarbeite. «Draussen malen gibt expressivere Bilder, weil man sich direkt auseinandersetzt und Impulse über das Auge bekommt und es nicht nur Erinnerungen sind.» Er meinte selbstkritisch, dass seine Bilder der 1980er Jahre kräftiger, intensiver, einfach besser waren. Er führe das darauf zurück, dass vor Ort das Auge alles aufnehme und die Zeit einem dazu zwinge, einfach zu malen, denn die Lichtverhältnisse ändern sich plötzlich und unmittelbar.
So wolle er auch wieder weg von den Fotoformatvorlagen und wieder der Freiheit und der Frechheit die Türen vermehrt öffnen. Den zivilisationsfreien Zonen noch mehr Raum geben, den Maler einfach malen und die Hand gewähren lassen. Und abschliessend meinte er zufrieden: «Ich will mit meinen drei Bildern, die ich für Muri malte, einen Kontext zum Bestehenden schaffen – und ich bin glücklich damit.»
Richard Wurz
6. März 2022
Bilder: Richard Wurz
Weitere Informationen unter www. http://diezukunftkuratieren.ch/ und www.murikultur.ch/