Das Jugendorchester Freiamt (JOF) vereinte in der Alten Kirche Boswil unter der Leitung von Anne-Cécile Gross Klassik und Elektronik beeindruckend miteinander.
Die Welt der klassischen Musik ist den jungen Musikerinnen bekannt, denn sie üben und spielen während des ganzen Jahres auf ihren Instrumenten. Die Welt der Elektronik gehört in den verschiedensten Bereichen aber auch längst zu ihrem Alltag. Nun konfrontierte die Dirigentin Anne-Cécile Gross in der Vorbereitung zum Konzert «e-motions» sie mit beiden Welten. Die jungen Menschen standen vor einer grossen Herausforderung, den Computer als Werkzeug in die ihnen bekannte klassische Musikwelt mit einzubeziehen und den musikalischen Bogen neu und weit zu spannen. Wie das Konzert in der Alten Kirche deutlich machten, verstand es Anne-Cécile Gross, die Musikerinnen für diese Verbindung von Klassik und Elektronik zu begeistern und diese überzeugten mit einem herrlichen Konzert.
In der Welt der Klassik zu Hause
Obwohl man von Anne-Cécile Gross und ihrem Jugendorchester nichts anderes erwartet, war man einmal mehr erstaunt mit welcher Intensivität und Freude die 30 jungen Musiker*innen sich dem anspruchsvollen Konzertprogramm gekonnt stellten. Den musikalischen Bogen spannten sie in ihrem lebendigen Konzert mit Werken aus dem 17. Jahrhundert bis in die heutige Zeit. Sie nahmen das Publikum mit auf eine musikalische Reise von der alten Musik über alle Epochen bis hin zur zeitgenössischen Musik. Mit ihren Interpretationen begeisterte Anne-Cécile Gross mit ihrem Jugendorchester bei (fast) vollbesetztem Haus das Publikum. Die Dirigentin brachte das mit einem Lächeln so auf den Punkt: «Sie haben Spass zu spielen und das spürt man.»
Der Computer als Partner
Anne-Cécile Gross und die Musikerinnen entführten die Besucherinnen aber auch in eine andere Klangwelt mit den beiden Uraufführungen «Abdelazer» Rondeau reloaded vom 27-jährigen Komponisten Jorge Alberto López Pérez und «Abdelazer» Rondeau reloaded 2 vom 26-jährigen Komponisten Hristo Stoyanov. Im Werk von Jorge Alberto López Pérez war die Elektronik wie ein bestimmender, aber sanfter Hintergrund des Orchesterspiels. Die Musikerinnen waren aber immer in Bewegung, denn sie führten mit rhythmischen Klängen mit dem «Compi-Hintergrund» ein Zwiegespräch – es entstand eine harmonische Klangwelt. Beim Werk von Hristo Stoyanov war der Einfluss des Computers «sichtbarer». Anne-Cécile Gross erklärte das Arbeiten mit dem Computer und was man mit ihm bewirken kann. Zwei Mädchen aus dem Publikum durften es sogar ausprobieren. Die Interpretation des Werkes war dann ein spannender Dialog zwischen den Musikerinnen und dem Computer. Wie schon während des ganzen Konzertabends war die Klangwelt, ob nun 17. Jahrhundert oder 21. Jahrhundert, getragen von Emotionen, welche die Musiker*innen in sich und ins Publikum trugen.
Richard Wurz
13. Juni 2022
Bilder: Richard Wurz