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Der Kunsthandwerker Christian Majoleth (*1980) sucht in der Gestaltung der Steine die Verbindung zwischen den Betroffenen, dem Stein und ihm.


home majoleth sitzIm Vordergrund seiner Arbeit als Steinmetz stehe die Schaffung von Grabsteinen, aber manchmal explodiere es im Kopf und dann müsse er etwas machen, erklärt Christian Majoleth im Gespräch, frei von Zwängen einfach Kunst machen. Es sei sicher ein Privileg, wenn man alles unter einem Dach haben kann – die Werkstatt und den Wohn- und Lebensraum für die Familie, auch wenn es manchmal zeitlich belastend sein könne und nicht viel Zeit für die Kunst bleibe. Nachgefragt, ob er denn nicht manchmal sich auf den Weg vom Kunsthandwerker zum Künstler machen wolle, meinte Christian Majoleth: «Nein. Meine Arbeit als Grabstein-Macher ist herausfordernd und lässt in der Gestaltung viele Türen offen und der Mensch ist immer in die Arbeit miteinbezogen.» Und fügt mit einem vielsagenden Lächeln an: «Die Kunst ist der Wein des Lebens, aber man wird schnell zum Säufer und dann wird Kunst zur Selbstbefriedigung.»

Es ist ein emotionaler Prozess
Aus einem Stein werde nicht einfach ein Grabstein und das sei das Spannende. Er werde von den Betroffenen in ein lebendiges Gespräch verwickelt, erfahre von den Schicksalsschlägen und suche den Weg, was man jetzt daraus machen kann. «Das ist ein bereichernder und emotionaler Prozess, wenn ich letztlich die Leute miteinbeziehen kann.» Er erinnert daran, dass der Grabstein früher als Seelenstein benannt wurde, denn die Seele des Verstorbenen gehe in den Stein hinein – es entsteht eine Ewigkeit. In den

«Wenn ich etwas mache, dann soll gespürt werden, dass ich mit Herz und Seele dabei bin.»

Christian Majoleth

Vorbereitungsgesprächen gehe es immer um das Leben mit seinen Schicksalsschlägen und aus diesen lebendigen Gesprächen entstehe dann die Ideenstruktur in Bezug auf die Grabsteingestaltung. «So erarbeite ich nicht einfach Grabsteine, sondern ich kann die Emotionen in Stein formen und es entsteht eine Beziehung zwischen Mensch und Stein.» Und er sei überzeugt, dass je mehr Handwerk der Stein beinhalte, umso mehr strahle er aus und dürfe alt werden. So versuche er den Grabstein so zu gestalten, dass, wenn er nach zwanzig Jahren vom Friedhof weg muss, Neues entstehen und man den Stein weiter nutzen kann.

Ein Ort der Ruhe, kein Museum
Mit seiner Arbeit bewegt sich Christian Majoleth ja immer im Dunstkreis des Todes. Dem hielt er entgegen, dass er dadurch intensiver lebe und den Tod nicht beängstigt vor sich herschieben müsse. Er habe schon seit seiner Jugendzeit eine enge Beziehung zu Friedhöfen und sei viel spätabends mit der Gitarre dahin gegangen und habe im Eingang der Kirche gespielt. «Ich bin wohl eher ein Kind des Schattens und nicht des Lichts und liebe die Einsamkeit, denn das sei das ‹eins sein mit sich selbst›.» Und ein Besuch auf einem Friedhof sei verbunden mit viel Ruhe und es herrsche kein «Ameisenhaufen», wo sich jeder wichtiger nimmt als der andere.

Er strebe auch nicht an, dass aus einem Friedhof ein Museum mit Objekten von Künstler*innen werde. Er sei Steinmetz, ein Kunsthandwerker, der die Vielfalt der Materialien nutzen wolle, um der Situation der Trauernden in der Gestaltung des Steins gerecht zu werden. Er verneint aber unmissverständlich, dass die Friedhöfe aufgrund der Steinmetze manchmal einen sehr eintönigen Eindruck hinterlassen. «Das sind die zum Teil die alten Reglemente, die alles vorschreiben», so Christian Majoleth. Dazu fügte er in Beispielen an, dass auf dem einen Friedhof schwarz-afrikanische Granitsteine nicht zulässig sind, auf einem anderen nur handwerklich bearbeitete beige Kalksteine erlaubt und anderenorts vollplastische Figuren verboten sind. Solche Reglemente seien «himmelschreiend» und müssten endlich überarbeitet werden.

Für ihn sei seine Arbeit und Auseinandersetzung mit dem Thema Grabsteine eine Bereicherung, hielt Christian Majoleth fest und brachte es so auf den Punkt: «Die Zeit, die ich habe, ist jetzt und schön, aber man muss sich bewusst sein, es ist nur auf Zeit.»

Richard Wurz
2. Juni 2022
Bilder: Richard Wurz

Weitere Informationen unter www.steinmetz-boswil.ch. Skulpturen von Christian Majoleth sind bis Sonntag, 3. Juli im Kunstfenster «Ein Blick» im Singisen Forum des Klosters Muri ausgestellt, www.murikultur.ch

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