Nicht einfach nur Frau Strohmuseum
Man kann sie durchaus als Vorbild nehmen, denn die Familienfrau Anna Hegi hat in ihrem Leben immer wieder Neues angepackt, Bewegung ins Geschehen gebracht, hat Spuren hinterlassen, kann aber auch Stopp sagen. Sie verstand es immer alles unter einen Hut zu bringen, was der Schreibende ein bisschen neidisch machte, trägt er doch stets einen Hut, aber ob er alles immer unter einen solchen bringt … na ja, lassen wir das.
«Putzen kann ich zu Hause»
Die ausgebildete Kindergärtnerin wollte sich neben dem Familienbetrieb noch ausserhalb aktiv betätigen, denn nur Haushalt und Familie könne ja nicht alles sein. So habe sie sich im Schloss Hallwyl beworben, wo man mittels Inserat eine Mitarbeiterin suchte, die für einen allgemeinen Einsatz im Schloss zuständig gewesen wäre. Mit einem Lächeln erklärte sie aber, dass sie gleich von Beginn weg deutlich gemacht habe, dass sie sehr gerne im Schloss mitarbeiten würde, aber putzen und so, das könne sie genügend zu Hause. Letztlich konnte sie die Arbeit trotzdem übernehmen und war an der Kasse, am Empfang und für Führungen engagiert. Damals erwähnte sie, sei das Schloss Hallwyl noch nicht modern gestaltet, sondern mit seinen Möbeln und Ausstellungsgegenständen angefüllt gewesen.
Die Arbeit im Schloss habe sie fasziniert und sie habe rasch Lust auf Mehr bekommen. Das bedeutete, dass sie eine museumspädagogische Ausbildung absolvierte. Dabei sei ihr immer bewusster geworden, dass ein Museumsbetrieb das Richtige sei. Sie betonte allerdings am Kafi-Tratsch: «Für mich war das Museum nie ein Lehrbetrieb, sondern ein Ort, wo alles spürbar, erlebbar ist und nicht überall ‹Bitte nicht berühren› steht.»
Beziehung zu Stroh nicht mehr verstaubt
Vor neun Jahren übernahm Anna Hegi das Strohmuseum Wohlen, damals noch über der Bibliothek Wohlen beheimatet, organisierte sie den Umzug an den heutigen Standort im Park und brachte das Strohmuseum mit viel Herzblut und Engagement zur heutigen Ausstrahlung. Nein, ihr Verhältnis zu Stroh sei nicht staubfrei gewesen, meinte Anna Hegi. Erinnerte sich aber daran, dass sie sozusagen als Eintrittsprüfung als Kindergärtnerin in Sarmenstorf einen Bucheinband aus Stroh flechten musste. Inzwischen habe sie aber ein «gesundes» Verhältnis zu Stroh und habe seine Bedeutung, auch in der heutigen Zeit, kennen und schätzen gelernt.
Mit ihrem Team habe sie im Strohmuseum im Park Vieles in Bewegung bringen können und die Bevölkerung dazu animiert, diesen einmaligen Einblick in die Strohindustrie kennen zu lernen und zu erleben. «Das Strohmuseum ist nicht nur ein Ort der historischen Geschichte geworden, sondern ein Erlebnis für die ganze Familie», betonte mit berechtigtem Stolz Anna Hegi. So habe man auch das Thema Stroh über das Museum hinaus in den Alltag tragen können, indem man sich mit Fachleuten auseinandersetzte, wo Stroh im Bau von Häusern eingesetzt werden kann. Da müsste man noch viel mehr in Bewegung setzen, meinte Anna Hegi, die Fachleute vermehrt zusammen bringen und die Bauherrschaften und Architekten motivieren Stroh im Bau einzusetzen.
Zurück zu den Wurzeln
Diese umfassende Arbeit habe sie nur leisten können, weil sie ihre Familie in einem guten Umfeld wusste. Die Söhne hätten bestens selbst zu sich geschaut und Ehemann Stefan habe mitgeholfen, auch wenn er zwischendurch den Schlaf nicht immer gefunden habe, wie er ins Gespräch einwarf. Man könne aber nicht immer nur tun und bewegen, denn es komme, nicht freiwillig gewählt, der Punkt, an dem man Stopp sagen müsse, erzählte Anna Hegi. Sie habe im letzten Sommer einen Herzinfarkt erlitten, was ein klarer Hinweis gewesen sei, einen neuen Weg zu finden. So habe sie ihre Stelle als Museumsleiterin aufgekündigt und Anfang März die Aufgabe an eine neue Leiterin übergeben. Sie erinnerte daran, dass sie einst Kindergärtnerin war, so dass eigentlich der Schritt wieder Richtung Schule fast nur nahe liegend war. «Ich arbeite jetzt wieder an der Schule als Klassenassistenz und bin gespannt, wie sich das entwickelt.»
Ja, und natürlich sei für ihre Gesundheit Bewegung sehr wichtig. Sie mache ihre Waldspaziergänge so ganz für sich, aber bitte ohne Rucksack, dafür mit einem Vogelstimmenerkennungsbuch. Sie zeigte vor, dass man die Vögel anklicken kann und die entsprechenden Stimmen erklingen. So könne sie Vogelstimmen erkennen respektive würden manchmal die Vögel gar Antwort geben. Also doch nicht ganz alleine auf dem Waldspaziergang.
Richard Wurz
1. Mai 2019
Bilder: Richard Wurz
Der nächste Kafi-Tratsch von freiamtplus und dem Café Spatz findet am 25. Mai um 10 Uhr statt.