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Martin Villiger präsentiert ein Beispiel seiner Filmmusik.
Kafi-Tratsch
Mit dem Komponisten und Musiker Martin Villiger bekam am Kafi-Tratsch der Hintergrund eines Films – die Musik – ihre Bedeutung als mittragendes Element des Ganzen.
Datum: 30. April 2024

Man muss am Schluss eines Films sehr aufmerksam sein, wenn es einem interessiert zu erfahren, wer die Musik zur Geschichte komponiert hat. Im besten Fall wird der Komponist kurz im Abspann aufgeführt. Dies sei kein Frust für ihn, meinte Martin Villiger mit einem Lächeln, denn wichtig für sei, dass er erfolgreich den Filmen den musikalischen Hintergrund geben könne. Das sei unter anderem die Musik in der DOK-Serie «Hin und weg» des Schweizer Fernsehens, für Reiseveranstalter und für Firmen. Angesprochen darauf, wann denn alles begann mit der Musik, erklärte Martin Villiger, dass er bereits als Knirps mit dem Klavierspiel begonnen habe. Er fügte aber noch an, dass zuerst die Blockflöte war. Ein sehr schönes Instrument, wenn man es nicht spielen müsse, meinte er lächelnd. Das Klavierspiel habe er sehr gut erlernen können, allerdings immer mit dem Bedürfnis seine eigenen Sachen spielen zu können, betonte er. Das habe seiner Klavierlehrerin nicht Freude bereitet, als er sich zum Beispiel erdreistete ein Stück des Pianisten Richard Claydermann (*1953) vorzuspielen. Grundsätzlich habe er aber immer selber komponieren und die Bandbreite der Musikwelt miteinbeziehen wollen. «Nachdem ich die Klassik verstanden habe, begann ich von vorne mit dem Jazz. Eher meine Richtung, denn in der Klassik gibt es ja schon alles», hielt er fest. Mit siebzehn Jahren habe er die erste Filmmusik komponiert, sei aber überzeugt gewesen etwas Anständiges zu machen – ein Jurastudium. Eine innere Offenbarung habe ihn aber von diesem Schritt abgehalten, denn Musik machen und Komponieren brauche Zeit und das könne man nicht nebenher machen. «Ich entschied mich ‹alles oder nichts› und begann mit dem Musikstudium.»

«Ich wollte kein brotloser Künstler werden, sondern von der Kunst leben und Freude daran haben.»

Martin Villiger

Die Musik entstehen lassen
Als Basis für seine Arbeit liege ein Regiebuch vor oder es stehe Rohmaterial zur Verfügung, das Eindrücke gibt, was die Leute im Film machen. So könne er Musik machen, wenn zum Beispiel eine Familie in der DOK nach Ecuador ausreise, Musik vom Land machen, wo sie hingehen. Martin Villiger hielt aber gleich fest: «Ich war noch nie in Ecuador, aber auch noch nie auf dem Mont Everest.» Er reise mental dahin und lasse so die Musik entstehen. Dabei müsse er sich aber den Vorstellungen des Regisseurs und dem Thema anpassen. Wahrscheinlich sei es den Leuten gar nicht bewusst, dass im Film oder DOK die Musik mitlaufe, denn man schaue den Film. Dabei sei die Musik immer getragen von Emotionen und manchmal sogar die Seele des Films. Sie soll aber nicht ablenken, sondern im Einklang mit dem Wort und Spiel sein. «Die Musik ist subjektiv und begleitet, kann aber auch kaschieren», hielt er fest, und fügte an: «Wenn ein Film schlecht ist, kann ihn die Musik auch nicht retten.»

Künstliche Intelligenz (KI) ja, aber …
Für ihn sei das ein sehr wichtiges Thema, denn die KI tangiere seine Arbeit als Komponist und beeinflusse auch die Arbeit der Komponist:innen. Als Einstieg produzierte Martin Villiger gleich zwei Beispiele. Die Gäste gaben die Vorgabe: Thema «Blues» und Song «Stich ins Herz». Er gab die Stichworte auf dem Laptop ein, die KI wandelt dies in ein Video um und es ertönte Musik. Über das Resultat könne man geteilter Meinung sein, so Martin Villiger. Man müsse aber wissen, dass die KI nichts von Gefühlen und Emotionen verstehe und auch nicht wisse, was ein Wort bedeute. Man wisse nicht, wie es die KI lerne, sie schaffe einfach Verbindungen. Beruhigend war, dass Martin Villiger festhielt: «Es ist ein Riesengebiet, aber wir Menschen haben noch mehr Intelligenz – emotionale, soziale Intuition, Körperintelligenz – die KI hat nur Intelligenz.» Auch die Musik werde nicht von der KI übernommen, es verbleibe ihr lediglich das Mittelmässige. Die KI habe aber in der reinen intellektuellen Intelligenz den Menschen überholt, daher müsse diesbezüglich vielmehr klar geregelt werden. «Die KI ist in sich nicht böse, hat aber viele ungute Aspekte.»

Eine zauberhafte Zirkuswelt mittragen
Als Vater einer elfjährigen Artistin des Arabas Cirque Jeunesse Bremgarten sei er ja voll in den Zirkusbetrieb integriert. So habe er für die einzelnen Szenen in der Manege die passende Zirkusmusik komponiert. Er sehe sich aber einfach als Coach der Zirkusband mit seinen erfahrenen Musikern und wolle dazu beitragen, dass nicht einfach eine Zirkusvorführung stattfindet, sondern eine fantastische Zirkuswelt. «Die Band ist super und es werde einen tollen Zirkusabend geben, an dem alle Beteiligten sich zu einem Ganzen finden.» Er habe das Gefühl, dass alle kreativ seien und gemeinsam etwas hervorzaubern, hielt er fest. Natürlich sei alles, was mit Menschen zu tun habe und live gespielt werde, gefalle, aber in einem Zirkus sei es schwerer, weil nicht alles berechenbar sei, hielt er fest. «Im Zirkus ist es fantastisch und ich konnte mir nicht vorstellen, dass es möglich ist, gemeinsam mit Kindern so etwas Schönes, eine solche zauberhafte Zirkuswelt zu schaffen.»

Richard Wurz
30. April 224
Bider: Patrick Honegger

home martin villiger

  Illustration: Karin Köpfli-Fehlmann

Der nächste Kafi-Tratsch findet am Samstag, 1. Juni um 10 Uhr im Foyer des Kellertheaters Bremgarten.

 

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