Mit einer Mischung aus religiösen, kulturellen, modernen und wirtschaftlichen Traditionen ist Weihnachten zu einem Fest für alle geworden, wird aber vor allem im engeren Familienkreis gefeiert. Man lässt die belastenden Gedanken und Geschehnisse wie Krieg, Armut, Flucht und Einsamkeit vieler Menschen für einen Moment draussen vor der Türe und wünscht sich, dass niemand an die Türe klopft. Und in Gedanken beschäftigt man sich irgendwie, ob man denn die Wünsche am zuständigen Ort respektive bei der richtigen Person nachhaltig wirkend deponiert hat.
Das mit den Wünschen hat es so in sich, denn die begleiten einem das ganze Leben lang und man würde sie gerne irgendwo deponieren, auf dass sie erfüllt werden. So ist es deshalb wohl modern geworden, dass man das gesamte Universum bemüht, diese zu übernehmen. Der Mensch neigt dazu seine Wünsche einer «höheren» Macht zu übergeben, setzt sich, wartet ab, trinkt einen Tee. Das hat aber seine Tücken, denn ein solcher Wunsch veranlasst einem nicht zum Handeln, sondern zum Wollen. So kann einfach wünschen zum Nichtstun führen und durchaus passiv und faul machen. Man verwechselt das Wünschen mit dem Habenwollen. Es muss ja nicht gleich so sein wie in Erich Kästner's Weihnachtsgeschichte vom alten Mann, der seinen dritten Wunsch während vierzig Jahren nicht anrührte, weil er überzeugt war, dass Wünsche nur gut sind, solange man sie vor sich hat.
Die Wünsche haben aber etwas gemeinsam mit den Träumen – man hatte schon so viele und konnte sie nicht alle erfüllen, aber man ist glücklich, dass man sie gehabt hat. Liebe Leser*innen, ich wünsche Ihnen eine wohltuende und friedliche Weihnachtszeit – die Wünsche nehmen Sie doch einfach mit, es bleibt sicher noch Zeit, sie zu erfüllen.
Richard Wurz
24. Dezember 2022
Bild: Richard Wurz