Zum Lachen gibt es ja nicht mehr viel, aber das Osterlachen gibt es seit Jahrhunderten.
Die Fastenzeit hat man mehr oder weniger gewissentlich hinter sich gebracht, den Karfreitag würdig begangen und die Osternacht mit einer Liturgie gefeiert ‒ dies alles ausgerichtet auf das Auferstehungsfest, den Ostersonntag. Es gibt viele Rituale und Bräuche in diesem Rahmen, so unter anderem das Osterfeuer, den «Ostertauf», das an Ostern gesegnete oder geweihte Wasser, die Osterspiele und natürlich die gefärbten Ostereier und den Osterhasen.
Wann, wenn nicht an Ostern
Die Auferstehung soll ja letztlich ein Sieg über den Tod sein, man will mit dem Osterfest Tod und Schrecken trotzen. Also ein Grund sich zu freuen und dazu gehört sicher das Lachen. Natürlich war und ist es umstritten, ob man denn in der Kirche lachen darf respektive der Pfarrer sogar einen Witz in seine Predigt einfliessen lässt. Das Brauchtum des Osterlachens geht zurück bis ins 16. Jahrhunderts, wenn auch sicher niemand ernsthaft bestreiten will, dass man nicht schon vor Urzeiten gelacht und sich Witze erzählt hat.
Allerdings haben sich anno dazumal die Reformatoren gegen ein Lachen in der Kirche gewehrt ‒ und die Pastoren und Pfarrherren haben bestimmt den Bogen manchmal überspannt und die Kirche an Ostersonntag für eine «Komödienschau» benutzt. Es sei angefügt, dass im 16. und 17. Jahrhundert das Osterlachen verboten war. Dies aus dem einfachen Grund, weil es den Kirchherren zu klamaukhaft erschien. Und, dass das Lachen im Mittelalter schon in sich verdächtigt war, machen die damaligen Strafen deutlich. So hiess es bei einem Lachausbruch, fasten, und für ein Gelächter während des Chorgebetes sogar drei Tage Kirchenausschluss. Dieses Ritual wird aber trotz allen Unkenrufen da und dort bis in die heutige Zeit gepflegt und an kirchlich bezogenen Witzen und Anekdoten fehlt es bis heute nicht.
Nichts mehr zum Lachen
Es ist eigentlich bedauerlich, dass dieser alte liturgische Brauch am Ostermorgen ‒ dem Morgen der Freude ‒ in den kirchlichen Kreisen in Vergessenheit geraten ist. Das Osterlachen, lateinisch: risus paschalis, am Tag der Auferstehung soll ja wie nachzulesen ist, den Ausdruck von Gottes Gelächter über den Tod symbolisieren. Und wie hat Friedrich Nietzsche festgehalten: «Erlöster müssten mir die Christen aussehen, wenn ich an ihren Erlöser glauben sollte.» Dem könnte man entgegenhalten, dass bei diesem menschenverachtenden Geschehen in dieser Welt langsam auch den Christen das Lachen vergangen ist ‒ da hilft die Auferstehung wohl nur noch für einen besinnlichen, nachdenklichen Ostersonntag.
Dabei findet man in alten Schriften durchaus herrliche Anekdoten, welche die Pfarrherren zum Besten gaben. So soll im Jahre 1399 ein Pfarrer in seiner Ostersonntagspredigt folgende Worte an das Kirchenvolk gerichtet haben: «Welcher Mann Herr ist über sein Weib, der hebe jetzo seine in die Höhe und rufe Juhee.» Da sich nichts regte, hob der Geistliche seine Arme in die Höhe und rief: «Juhee.» Und nach einer längeren Diskussion nach einer Sonntagspredigt in Bezug auf die Auferstehung meinte ein Teilnehmer: «Ob es die Auferstehung wirklich gibt, Herr Pfarrer, werden wir nicht jetzt und hier entscheiden. Sterben wir erst einmal, dann reden wir weiter.»
Bei allem wenn und aber, ich wünsche Ihnen liebe LeserInnen einen schönen Ostersonntag mit einem Lächeln, das die Osterzeit überlebt.
Richard Wurz
31. März 2018
Bild: zVg