Im Mittelpunkt steht Gott und das ist unabhängig vom Datum. Dies macht ein Gespräch mit Michael Rahn, reformierter Pfarrer in Muri, mehr als deutlich.
Der Anlass war gegeben, denn Weihnachten stand vor der Tür und da stellte sich die Frage, wo denn der reformierte Pfarrer von Muri, Michael Rahn, in dieser Zeit steht. Gesprächspunkte gab es genug, denn der evangelische Kirchenbund beschloss eine neue Verfassung. Grund dafür sind unter anderem schwindende Mitgliederzahlen. Bald befindet man sich unter schwinden bald unter die 20 Prozent und damit wird deutlich, dass der Wandel der Gesellschaft auch nicht an der Reformierten Kirche spurlos vorbei geht. Diese Entwicklung ist ein Phänomen, meinte Pfarrer Rahn, denn die Menschen sagen «Ich glaube», aber «die Kirche» brauchen sie für die Ausübung ihres Glaubens nicht zwingend. Der Reform-Gedanke der reformierten Kirche habe den Weg geöffnet, sich den Weg selber zu gestalten wie man wolle. Das heisst, man braucht nicht zwingend den Pfarrer um den Glauben zu Gott zu pflegen. «Wir sind bekenntnisfrei, müssen uns nicht unterordnen, aber es fehlen uns die Symbole», bringt es Michael Rahn auf den Punkt.
Religiosität ging vergessen
Natürlich begrüsse er, dass aus dem Dachverband der reformierten Kantonalkirchen eine nationale Institution wird, die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz EKS. So sei es formal gegeben, dass die Reformierte Kirche wirklich eine Landeskirche sei. Es würden auch einige Reformen angestossen, aber ob dies zu einer engeren Verbundenheit mit den Mitgliedern führen oder gar die zunehmenden Austritte stoppen wird, dürfe man zumindest hinterfragen. Die reformierte Kirche sei seit jeher immer stark auf die Zivilgesellschaft ausgerichtet gewesen. Dabei habe sie und habe in Zusammenarbeit mit den politischen Behörden viel zur gesellschaftlichen Ordnung beigetragen, meinte Michael Rahn. Die Kirche habe sich so wohl in vielen sozial-gesellschaftlichen Bereichen wie Flüchtlingshilfe oder Altersarbeit engagiert, fasst so Pfarrer Rahn das Engagement der reformierten Kirche in wenigen Worten zusammen. So habe sich die Reformierte Kirche stark dem gesellschaftlichen Wandel angepasst und dabei verpasst, zu sagen, wer sie sei und was ihre Glaubensbotschaft ist. «Der enge Bezug zur Religiosität ging dabei verloren.»
Die Identifikation fehlt
Die Vorbereitung auf eine Predigt sei für ihn immer eine gute Zeit, auch wenn letztlich nur zehn KirchenbesucherInnen zuhören würden. Wichtig sei, dass er sie ansprechen und ihnen etwas mitgeben könne. In Bezug auf die Festtage meinte er, dass Ostern, Karfreitag und Weihnachten sind gegeben und die müssen wir feiern. «Es ist völlig egal, wie wir das machen, aber Gott steht im Mittelpunkt mit allen Zweifeln, die wir haben.» Es sei aber immer schwieriger geworden, die Verbundenheit zu diesen bedeutenden Festtagen zu leben. Für Pfarrer Rahn fehlt immer mehr das Selbstbewusstsein für eine offene Identifikation mit der Kirche. Schlicht dieses zu haben und öffentlich zu zeigen, dass man mit dabei ist. «Das dazu stehen, sich zeigen, ist verloren gegangen.»
Richard Wurz
27. Dezember 2018
Bild: Richard Wurz