Die politische Gerechtigkeit ist wieder im Gespräch – der Film „Die Göttliche Ordnung“ hat diese lanciert.
Und das Kino Mansarde in Muri präsentierte den Film bei ausverkauftem Haus. Selbst in der Vorabendvorstellung um 18 Uhr drängten sich die Menschen ins Mansardenkino im Kloster Muri, um sich filmisch die Geschichte von 1971 vor Augen führen zu lassen. Mehrheitlich begegnete man beim Kinobesuch jener Generation, welche die Entwicklung und die tatsächliche Einführung des Frauenstimmrechts dank der erfolgreichen Abstimmung vom 7. Februar 1971 im Alltag miterlebt haben. Man bekam auch den Eindruck, dass eigentlich nur Menschen anwesend waren, die dazumal mit einem überzeugten Ja dem Frauenstimmrecht zugestimmt haben. Jene Generation, welche diesen Abstimmungskampf überhaupt nicht oder als Kind mitbekommen hat, war nicht zahlreich vertreten. Der Film selbst ist ja auch eher an jene gerichtet, welche diese Zeit erlebt haben und jetzt gerne einen Blick in vergangene Zeiten nehmen wollen.
Eine liebevolle Geschichte
Regisseurin Petra Volpe hat es verstanden, eine Geschichte über die Zeit des Abstimmungskampfes für das Frauenstimmrecht in eine ländliche Umgebung einzubetten, so als Sinnbild der damaligen Situation in der von Männer dominierten Gesellschaft. Die Geschichte wird als Ganzes stimmig und liebevoll gespielt und erzählt und wer einst mit involviert war, konnte so das Geschehen mit einem verständnisvollen Lächeln quittieren und sich oder seiner Nachbarin sagen: „Erinnerst Du Dich, so war es doch.“ Man konnte sich zurücklehnen, den Film geniessen, denn frau und mann hatten ja damals etwas Entscheidendes erreicht. Der Film selbst ist mit sehr vielen Clichés behaftet, so dass vieles der damaligen Auseinandersetzung an der Oberfläche bleibt und nur ansatzweise an einem Tiefgang gekratzt wird. Der Bogen zwischen dem ländlichen Alltag und dem politischen Kampf, der tatsächlich von frau und mann aus beiden Lagern in der ganzen Schweiz geführt wurde, wird im Film nur andeutungsweise gespannt.
Den Denkanstoss aufnehmen
Für alle Frauen und Männer, welche diesen politischen Entscheid mittrugen, haben es mehr als verdient, dass man sich ihrer in einem Film erinnert. Es wäre aber sicher an der Zeit, dass man sich nicht nur erinnert, sondern den Film als Denkanstoss für das Heute und Morgen mitnehmen würde. Aus politischer Sicht wurde damals eine einschneidende Ungerechtigkeit aus der Welt geschafft, und aus juristischer Sicht die notwendigen Grundlagen festgelegt. Aber in den Köpfen, nicht nur vieler Männer, hat sich eigentlich nichts Tiefgründiges verändert. Ausser der Tatsache, dass der einstige Wille und Mut zum Kampf für eine Gerechtigkeit für alle aufgrund des Wohlstandes und der Bequemlichkeit grösstenteils abhanden gekommen ist.
Richard Wurz
22. April 2017