Träume sind ein Teil des Lebens
Das vergangene Jahr war geprägt von einer permanenten Mischung zwischen Krisen, Katastrophen, politischen Ungereimtheiten und Zufriedenheit, Glück und Zuversicht. Das politische Jahr 2023 hat uns neben viel Belustigendem und Beunruhigendem nicht das gebracht, was unsere Gesellschaft eigentlich dringend bräuchte, damit sie sich gemeinsam auf einem sicheren Boden vorwärtsbewegen kann. Dafür haben uns die Politiker:innen eine grosse Last abgenommen, das unermüdliche Suchen nach geeigneten und umsetzbaren Vorsätzen zu Ende des Jahres. Die Politelite hat uns so viele Versprechungen gemacht, dass alles anders, ja besser werde, wenn wir nur auf sie hören würden. Da es aber an Deutlichkeit fehlte, auf wen man denn hören soll, damit ein gemeinschaftliches, ganzheitliches Bild entstehen könnte, war der Individualismus gefragt und man musste sich auf das eigene Leben konzentrieren. Hingegen konnte man von der Politklasse für den Eigengebrauch übernehmen, Vorsätze zu fassen, auch wenn man wusste, sie nie umsetzen zu können, aber man hat sie wenigstens gemacht.
Das Weglassen der Vorsätze bringt aber gleich zwei Vorteile: Zum Ersten muss man sie nicht umsetzen und zum Zweiten hat man viel mehr Zeit für anderes wie zum Beispiel träumen. Natürlich kommt jetzt gleich der Einwand, dass träumen nur für Menschen sei, welche der Realität nicht in die Augen sehen wollen. Weit gefehlt, denn wer nicht zu träumen wagt, hat Angst vor dem Alltagsleben, denn er müsste einsehen, dass er seine sogenannt realistischen Vorstellungen in Frage stellen muss und kreativere Lösungen möglich wären. Dabei lösen Träume Visionen aus und diese sind es letztlich, welche die Einwände wie «das geht nicht oder die Mittel fehlen» völlig ausschliessen. Die Realität mit ihren Vorsätzen hilft im besten Fall das Bestehende einigermassen zu erhalten, Träume und Visionen erst machen die Türen nach vorne auf, ebnen die Wege in die Zukunft.
Der Realist spricht stets von finanziellen und gesellschaftlichen Sachzwängen und meint im Grunde, dass es so wie jetzt, unabhängig der menschlichen Verluste, einfacher ist. Sie bringen es unter anderem fertig den heutigen und anstehenden Rentenbezüger:innen ein schlechtes Gewissen einzuhauchen, dass sie im Wissen um den schlechten Finanzstand der Schweiz eine Rente beziehen, anstatt bis zum 80. Lebensjahr zu arbeiten oder mindestens vom Ersparten zu leben. Mit Verlaub sei daran erinnert, dass die AHV-Rente eine Vision von weitsichtigen Politiker:innen war. Man hat sie aber in den vergangenen Jahren immer wieder ins Wanken gebracht und dabei vergessen, dass die Altersrente eine verbriefte Realität ist. Da ich aber den Realisten nicht so recht zu trauen vermag, lasse ich es beim Traum, dass ich weiter meine AHV-Rente bekomme und noch eine möglichst lange Zeit am gesellschaftlichen Leben teilhaben und mitarbeiten kann. Viele Träume konnte ich verwirklichen, viele davon gingen bachab, aber: «Ich konnte nicht allen meiner Träumen gerecht werden, aber ich bin glücklich, dass ich sie hatte.»
Ich wünsche Ihnen viele Träume und Visionen und ein wohltuendes und bereicherndes Zusammensein.
Richard Wurz
31. Dezember 2023
Bild: Richard Wurz: Zeichnungen der Künstlerin Christina Blatter (1947 bis 2020)