Mit der Wahrheit ist es so eine Sache. Die einen halten sie hoch, die anderen haben gegen eine «kleine» Lüge nichts einzuwenden.
Der englische Begriffe «Fake» erklärt in der heutigen modernen Welt alles. Es wird nicht mehr einfach von Lüge, sondern eben von «Fake» gesprochen. Wobei dieser Begriff noch etwas weiter geht. Ist es doch nicht nur eine Lüge, die er bezeichnet, sondern auch Betrug. Wir sehen schon in der deutschen Sprache wird da ganz fein und doch klar unterschieden. Dem Thema von Wahrheit und Lüge nimmt sich die aktuelle Ausstellung im Stapferhaus Lenzburg an. Hier im modernen Neubau direkt gegenüber des Bahnhofs geht es um die Findung der Wahrheit, um Glaubwürdigkeit, um Lügenerkennung und natürlich auch um Fake-News.
Die Wahrheit braucht Sie
Es ist ein lustvoller Einstieg, der den zahlreichen BesuchernInnen in die Ausstellung geboten wird. Eingeführt wird man in das Amt der ganzen Wahrheit, welche sich als eine Behörde der neuen Art vorstellt und die Menschen im Raum darauf aufmerksam macht, dass schlicht und einfach das Motto «Die Wahrheit braucht Dich!» gelte. Die Türen öffnen sich und man ist mitten drin in der zentralen Lügenanlaufstelle. Kistenweise kommen da Lügen an und sie werden einsortiert in Lügen, die verzeihlich, bis hin zu Lügen, die tödlich sind. Das Publikum darf sich im Amt mehr oder weniger frei bewegen, wobei einige Türen auch für sie verschlossen bleiben. Doch hinter viele Türen darf man blicken und sich dabei mit der Wahrheit und der Lüge vertieft auseinandersetzen. Das ist in der üblichen Manier des Stapferhauses zu einem grossen Teil sehr spielerisch gehalten und vor allem auch digital. Hörstationen, Touchscreen und vieles mehr gehören zur Tagesordnung. Teilweise sind sie leicht verständlich, teilweise aber doch auch schwer zugänglich, wenn man die Ausstellung nicht mit einer Führung, sondern individuell besucht.
Grundsätzlich geht die Ausstellung davon aus, dass man nicht alleine, sondern mindestens zu Zweit in die Ausstellung kommt, denn einige Aktivitäten sind auf einen Partner ausgerichtet. Dies ist vor allem im Labor für Lügenerkennung der Fall. In der Fachabteilung für Lügenerziehung begegnet man nicht nur Pinocchio, sondern man muss auch selbst spielen und lernt dabei sehr rasch, dass man wohl nie zum Ausgang kommen wird, wenn man nicht schummelt oder lügt. Eine Ausstellung die sich die Wahrheit auf die Fahne schreibt und dann doch zum Lügen verleitet? Ist das erlaubt? Nun, dies zu entscheiden bleibt wohl jedem selbst überlassen. Genauso wie die Tatsache, wie er denn mit den berühmt berüchtigten Fake-News umgehen will. Übrigens diese sind keinesfalls eine Erfindung der heutigen Zeit, respektive von Donald Trump. Falschmeldungen oder «Enten» gab es schon immer. Nur so rasch wie sie sich heute verbreiten können, nämlich innerhalb weniger Stunden über die ganze Welt, das gab es damals noch nicht. In diesem Sinne verlässt man die Ausstellung und wird sich bewusst, dass die Wahrheit uns alle braucht, und dass es nicht einfach Schwarz oder Weiss gibt, sondern Lügen bewegen sich in allen möglichen Schattierungen und sind oftmals sogar gut gemeint.
Also stellen Sie sich der Wahrheit und lassen Sie sich nicht von Lügen hinters Licht führen.
Bettina Leemann
5. Dezember 2018
Bilder: Bettina Leemann
Nähere Infos zur Ausstellung im Stapferhaus Lenzburg unter www.stapferhaus.ch