Roggenstroh in dreidimensionale geometrische Formen gebracht, hat eine eigene Seele ‒ davon ist die finnische Künstlerin Eija Koski überzeugt.
Himmeli heissen die dreidimensionalen Gebilde, welche noch bis zum März im Strohmuseum im Park in Wohlen gezeigt werden. Ihre Schafferin ist die finnische Künstlerin oder Himmerlistin Eija Koski. Sie hat der skandinavischen Tradition neues Leben eingehaucht und ihre Himmelis finden bei Ausstellungen auf der ganzen Welt grosse Beachtung. So auch in Wohlen.
Ein Wunsch ging in Erfüllung
Für Eija Koski ist mit der Ausstellung ihrer Himmelis im Strohmuseum im Park ein Traum in Erfüllung gegangen. Hier an diesem wunderbaren Ort ihre Strohkunst ausstellen zu können war ein grosser Wunsch und sie kann es noch heute kaum glauben, dass er tatsächlich in Erfüllung gegangen ist. Und auch die FreiämterInnen haben sich mit den wunderbaren, filigranen mathematischen Gebilden aus Finnland angefreundet. Der Workshop im März, der ausgeschrieben war, um selbst die Möglichkeit zu haben sich mit der Kunst der Fertigung von Himmelis auseinanderzusetzen, war innerhalb kürzester Zeit ausgebucht. Und zwei weitere Workshops wurden ausgeschrieben, die ebenfalls sofort mehr als gut besetzt waren. Verwunderlich ist dabei auch, dass sich nicht nur Frauen für die Workshops angemeldet haben, sondern auch Männer. Und es sind nicht nur Handarbeitslehrerinnen, sondern auch Architekten und Landwirte mit in den Kursen dabei.
Das freut die charmante Finnin natürlich sehr. Erfreut ist sie auch, wenn sie beim Blick ins Gästebuch entdeckt, dass sogar BesucherInnen aus Ungarn extra in die Schweiz gereist sind, um einmal eine Himmeli-Ausstellung besuchen zu können. Allgemein verzeichnet die Ausstellung ein internationales Publikum. Auch viele in der Schweiz lebende Finnen sind extra nach Wohlen gereist, um die Himmelis von Eija Koski zu sehen.
Eine ewige Liebe
Auf die Frage, wann sie denn zum ersten Mal mit Himmelis in Berührung gekommen sei, beginnen Eija Koskis Augen an zu strahlen. Sie erzählt, dass es an Weihnachten bei ihrer Tante gewesen sei. Sie sei damals zehn Jahre alt gewesen und die Himmelis hätten sie unglaublich fasziniert und in den Bann gezogen. Einige Jahre später habe sie dann bei einer bekannten finnischen Lehrerin ihren ersten Himmeli-Kurs belegt. Da sei sie einfach hin und weg gewesen schon von der ersten Sekunde an. Die Himmelis haben es ihr so angetan, so dass sie zum einen immer wieder Kurse besuchte und zum anderen sehr schnell damit anfing, selbst intensiv mit Roggenstroh und dem Pflanzen von Roggen auseinander zusetzen.
Dabei komme nun ihre «zweite» grosse Liebe im Leben ins Spiel, meinte sie im Gespräch mit einem Augenzwinkern zu ihrem Mann Kari Koski gewandt. Dieser hatte nämlich auf dem Land einen Bauernhof. Eija Koski kannte das Landleben nicht, denn sie war in der Stadt aufgewachsen. Also heiratete Eija Koski ihre «zweite» Liebe und war damit an der direkten Rohstoffquelle, um ihre Kunstwerke zu schaffen. Lang und dünn ist das Roggenstroh in Finnland. Das würde vor allem daran liegen, dass er einen Biohof habe und ohne Chemie und Düngemittel arbeite, führte Kari Koski aus. Bei ihm darf der Roggen rund einen Meter siebzig hoch werden. Allerdings werde das Himmeli-Stroh noch im grünen Zustand geschnitten, bevor es Frucht ausbildet. Aus diesen dünnen Halmen kreiert Eija Koski wunderbare dreidimensionale mathematische Formen.
Es brauche viel Geduld und Ausdauer, um diese besonderen Glücksbringer zu konstruieren. Glück sollen die filigranen Konstruktionen tatsächlich bringen. Ursprünglich schuf man sie nach der Ernte mit dem Wunsch nach einer guten Ernte im darauf kommenden Jahr. Auch an Weihnachten, zu Hochzeiten oder zu Geburten waren Himmelis gerne gesehene Glücksbringer. Einen solchen Glücksbringer kann man im Strohmuseum im Park auch erwerben und mit nach Hause nehmen oder jemanden ein bisschen Glück bringen.
Eija Koski hat vor rund zwanzig Jahren damit angefangen, die Kurse ihrer alten Kursleiterin weiterzuführen. Ausserdem hat sie drei Bücher über Himmelis geschrieben, die in fünf verschiedenen Sprachen übersetzt wurden. Deutsch fehle leider noch, hält sie mit einem bedauernden Lächeln fest. Aber vielleicht komme das ja noch. Auf jeden Fall hat man im Freiamt dank der Himmeli-Ausstellung inzwischen gelernt, dass nicht nur hier mit Stroh Kunst gemacht wurde, sondern auch im skandinavischen Raum ‒ ein wunderbares Kunsthandwerk aus filigranem Roggenstroh entsteht, das erst noch dreidimensional ist.
Bettina Leemann
6. Februar 2019
Bilder: Bettina Leemann
Im Rahmen der Himmeli-Ausstellung im Strohmuseum im Park Wohlen findet am Sonntag, 24. Februar um 14 Uhr ein Erzähltheater mit Alexandra Frosio statt. Sie nimmt Gross und Klein mit auf eine wundersame Reise ins Mumintal.
Weitere Informationen zur Ausstellung unter: www.strohmuseum.ch