Kaffee ist in der heutigen Zeit für viele Menschen auf der ganzen Welt ein unverzichtbares Genussmittel.
Streng genommen könnte man sogar behaupten, dass ein grosser Teil der Menschheit von Kaffee abhängig ist. Kaffee, das heisse, schwarze Getränk ist somit gewissermassen eine legale Droge. Sie wird nicht nur toleriert, sondern um sie herum hat sich im Laufe der Geschichte eine ganze Kultur entwickelt. Kaffee war im 20. Jahrhundert derjenige Rohstoff, der neben Rohöl im Welthandel am bedeutendsten war. Still und heimlich hat sich Kaffee über die ganze Welt ausgebreitet und sich unverzichtbar gemacht. Das war nicht von Beginn weg so. Es gab auch immer mal wieder in der Geschichte des Kaffees Bestrebungen, das Genussmittel zu verbieten. Ursprünglich war man sich sogar sicher, dass sich Kaffee nur als Medizin nutzen lässt.
Kaffee wird medizinisch erforscht
Nein, es geht nicht alleine darum, ob denn nun Kaffee einen schlechten Einfluss auf die Gesundheit hat oder nicht. Oder ob Kaffee zur täglich notwendigen Flüssigkeitszufuhr gezählt werden kann oder nicht. Als die ersten Kaffeebohnen Ende des 16. Jahrhunderts nach Europa kamen, erforschten die Gelehrten den Kaffee vor allem in medizinischen Belangen. Da der Kaffee nämlich in den Augen der europäischen Reisenden meist unangenehm und bitter schmeckte, war man davon überzeugt, dass er als Genussmittel nicht taugen würde. Vielmehr musste er einen medizinischen Nutzen haben. Man war sich sicher, dass der schwarze, bittere Trank gut für den Kopf und den Magen sei die Melancholie vertreibe.
Der Kaffee und die Frauen
Kaffee und Frauen, das passt zusammen und doch auch wieder nicht. Die Kultur der Kaffeehäuser war in vergangenen Jahrhunderten zu einem grossen Teil den Männern vorbehalten. Das war in der orientalischen Welt nicht anders als in Europa. Trotzdem finden sich verschiedenste schriftliche Quellen, die beweisen, dass der Kaffee immer auch von Frauen genossen wurde. Meist allerdings wohl im privaten Rahmen. So findet man in Kairo im 16. und 17. Jahrhundert Eheverträge, die regeln, dass die Gemahlin regelmässig mit einer ausreichenden Menge an Kaffee zu versorgen sei. Sollte der Gatte das versäumen oder nicht dazu in
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der Lage sein, dann war das zumindest der Theorie nach ein Scheidungsgrund. Auch in unseren Breiten war der Konsum von Kaffee in der Öffentlichkeit vor allem den Männern vorbehalten. Die Schweiz bildete keine Ausnahme. Dazu ist allerdings festzuhalten, dass Frauen später als Besitzerinnen von Kaffeehäusern auftauchen. Vor allem für die Schweiz gilt, dass um 1900 herum «Kaffeehallen» eingerichtet wurden, um die Männer vom Alkohol zu entwöhnen. Dies sahen vor allem christliche Institutionen als ihre Aufgabe. Es waren dann die Frauenvereine, welche hier in das Kaffeegeschäft einstiegen. In diesem Bereich waren die Frauen geduldet, weil sie quasi dem Wohl des Volkes dienten und somit die Aufgabe wahrnahmen, die sie schon in der Familie erfüllten.
Kaffee statt Biersuppe
Da Kaffee nicht die negativen Folgen von Alkohol aufwies, wurde er spätestens im 18. Jahrhundert vor allem in bürgerlichen Schichten immer populärer. Er setzte sich bald als Morgengetränk anstatt der üblichen Biersuppe oder Mehlsuppe durch. Bei den Damen der gehobenen Gesellschaftsschichten etablierte sich der Nachmittagskaffee mit Kuchen mit dem entsprechenden Service. Das Kaffeetrinken wurde zelebriert, und gleichzeitig wurde es immer populärer. So entdeckte man mit der Einrichtung der ersten grossen Fabriken, dass man den Arbeitern besser Kaffee ausschenkte anstatt Bier. So konnten sie länger arbeiten und waren gleichzeitig auch zuverlässiger. Kaffee anstatt Alkohol setzte sich immer mehr durch.
Kaffee wird zu Kultur
Mehr und mehr setzte sich der Konsum von Kaffee in allen Ländern Europas durch. Dazwischen gab es allerdings immer wieder Bestrebungen, den Genuss von Kaffee zu verbieten. Doch Europa war dem schwarzen Getränk bereits so verfallen, dass sich sein Siegeszug nicht mehr aufhalten liess. Mit der Einrichtung von Kaffeehäusern etablierte sich eine eigentliche Kaffeekultur, die wir auch heute noch kennen und die sich stetig weiter entwickelt. Kaffee ist heute nicht einfach nur der schnelle Kick für den Kopf. Er ist immer noch ein Genuss, den man als Cappuccino, Latte macchiato, Caffè americano, Espresso und vieles anderes mehr geniessen kann. Der Fantasie sind praktisch keine Grenzen gesetzt. Und manchmal wird dem Kaffee da und dort ein Schuss Alkohol beigemischt.
Bettina Leemann
28. Februar 2018
Bilder: Wikimedia Commons