An der Berufsschule Wohlen trafen sich SchülerInnen und PolitikerInnen zum Thema Integration.
Das war kein einfaches Unterfangen, denn darüber wird sowohl in der Bevölkerung und in der Politik zum Teil heftig und kontrovers diskutiert. Aber grundsätzlich war man sich auf dem Podium zumindest einig, dass seitens der Parteien niemand etwas gegen Zuwanderung respektive AusländerInnen einzuwenden hat. Die Nationalrätinnen Ruth Humbel (CVP) und Yvonne Feri (SP) und Nationalrat Walter Wobmann (SVP) sprachen sich gegenüber den interessierten SchülerInnen dahingehend aus, dass die Zuwanderer, welche ein Anrecht geltend machen können, in der Schweiz Wohnsitz zu nehmen, vom Staat gefördert und gefordert werden müssen. Dazu gehöre auch, dass man sich der hiesigen Kultur, den Gesetzen und Regeln anpassen müsse, so Walter Wobmann. Yvonne Feri gab zu bedenken, dass letztlich alles nichts nütze, wenn man nicht bereit sei, die Flüchtlinge als Menschen mit ihren Geschichten aufzunehmen.
Integration wird stark wahrgenommen
In Bezug auf ein erfolgreiches Integrieren und wer denn letztlich verantwortlich sei, hielt Dr. Stefanie Tamara Kurt (Dozentin Universität Neuenburg) gleich zu Beginn fast, dass eine Integration dem Einzelnen Rechte bringe, aber auch entsprechende Pflichten, damit ein Zusammenleben überhaupt möglich ist. Sie wies auch darauf hin, dass im Asylwesen keine Integration vollzogen werde, damit eine Abweisung des Gesuches respektive eine Ausreise auch umgesetzt werden könne. Integration werde bei jenen Menschen gefördert, wenn deren Aufenthalt auf einer rechtlichen Basis beruhe, dass heisst, diese in der Schweiz bleiben können. Eine erfolgreiche Integration setze aber auch voraus, dass man offen sei für den Prozess. Die Zuwanderer müssten für eine Integration nicht ihre eigene Kultur ablegen, sondern diese mit unserer Kultur in Einklang bringen, damit ein Zusammenleben möglich sein kann.
Für eine erfolgreiche Integration würden die Gesetze vorliegen, hielten die ReferentInnen fest. Allerdings in der Umsetzung und Handhabung dieser gebe es einige Unterschiede. Dies beruhe leider auf der Tatsache, dass es bei 24 Kantonen 24 verschiedene Umsetzungsvarianten gebe. Alleine wenn schon die Kantone die Gesetze besser einhalten würden, wären viele der anstehenden Probleme einheitlicher gelöst und es würde viel Verunsicherung aus der Welt geschafft.
Die Sprache – das Kriterium
Eine sprachliche Integration der AusländerInnen müsse im Vordergrund stehen. Man war sich auf dem Podium einig, dass nur wer Deutsch sprechen und lesen könne, die Möglichkeit habe, den Alltag zu bewältigen und sich in unsere Gesellschaft und Arbeitswelt einzufügen. Eine Sprachkompetenz sei zwingend, das gelte aber vor allem auch für Frauen, welche letztlich den Alltag im neuen Land mittragen müssen. Der Schlüssel der Integration liege bei der Sprache sprich der Verständigungsmöglichkeit, so Yvonne Feri, daher müsse auch Druck gemacht werden, dass diese erlernt werde.
Bei der Frage nach der gesellschaftlichen Integration wurde unter anderem das Kopftuch und der Schwimmunterricht aufgegriffen. Die Haltungen waren differenziert. Der Bogen spannte sich von einem klaren Kopftuchverbot bis zu mehr Toleranz. Hingegen wurde gefordert, dass alle SchülerInnen in allen Kantonen gleich behandelt werden sollten. Grundsätzlich müssten sich alle an die Vorgaben und Regeln halten und wer sich dem verweigert, habe keinen Anspruch auf Toleranz.
Die PolitikerInnen nahmen die Gelegenheit wahr ihre Position klar zu stellen, liessen für den Dialog trotzdem die Türen offen und die SchülerInnen nutzten die Gelegenheit mit Fragen mehr zu erfahren. Das Forum war ein interessanter Ansatz das Thema Integration zu beleuchten, jedoch die Antworten respektive die Umsetzung bleibt wohl weiterhin offen, also ist Toleranz gefragt.
Richard Wurz15. Mai 2017
Bild: Richard Wurz