Eine weitere Etappe im Kompetenzzentrum «Lehrbienenstand Freiamt» in Mühlau ist geschafft ‒ die Wildbienen haben auch ihren Platz bekommen.
Das Ausbildungs- und Informationszentrum «Lehrbienenstand Freiamt» konnten die Bienenzüchtervereine Oberfreiamt und Muri & Umgebung im September 2020 einweihen. Es wurde in erster Linie für die Weitergabe des Imkerwissens und die Schulung der ImkerInnen in Bezug auf die Honigbienen gebaut. Doch man gab sich damit nicht zufrieden und richtete am vergangenen Samstag neben dem Zentrums-Haus einen Platz für die Wildbienen ein. «Als ImkerInnen wollen wir der Bevölkerung nicht nur die Honigbiene näher bringen, sondern auch die Wildbiene», betonte Desirée Ganarin, Aktuarin des Bienenzüchtervereins Muri & Umgebung, anlässlich des Einsatztages.
Desirée Ganarin
Kleinstrukturen und Pflanzen
Es leben rund 600 verschiedene Arten an Wildbienen in der Schweiz, erklärte Desirée Ganarin, wobei die Wespen und Humeln auch zu den Wildbienen zählen würden. Im Gegensatz zu den Honigbienen, die als Bienenvolk leben und einen entsprechenden Honigbienenkasten brauchen, sind die solitär lebenden Wildbienen auf verschiedene Kleinstrukturen angewiesen. So benötigen sie nicht nur die «Röhrli» in den verschiedenen Wildbienenhotels, sondern offene nackte Bodenstellen, Totholz oder markhaltige Pflanzenstängel. Dazu kommen noch die verschiedensten Hohlräume wie Stein- und Mauerritzen oder auch Sandflächen. Allen diesen Bedürfnissen wollte man beim Bau der Wildbienenoase gerecht werden, so Desirée Ganarin. So steht nun den Wildbienen eine offene Bodenstelle, ein Wildbienenhotel, zwei Baumstämme auf ungewaschenem Kies gebettet und ein Sandhaufen mit einer Tiefe von zwei Meter zur Verfügung. «Damit haben wir die wichtigsten Vorarbeiten abgeschlossen, und die Wildbienen können ganz nach ihren Bedürfnissen ihre Nistplätze einrichten.»
«Noch bedeutender sind aber neben den Niststrukturen die entsprechenden Futterpflanzen», erklärte Desirée Ganarin weiter und fügte an, dass diese möglichst in der Nähe vorhanden sein müssten. Konkret leben nachgewiesenermassen in der Region Mühlau unter anderem die Pelzbiene, Sägehornbiene, Wollbiene und die Sandbiene. Diese Arten sind beispielsweise auf den Wald- oder Heilziest, die Zaun-Wicke, die Frühlings-Platterbse und den Blutweiderich angewiesen. «Die Gestaltung des Platzes für die Nistplätze der Wildbiene nützte letztlich nichts, wenn diese nicht ihre Futterpflanzen finden können», führte Desirée Ganarin plausibel an.
Dies sei jetzt die besondere Herausforderung, die notwendige Pflanzenwelt bereit zu stellen, damit die Wildbienenoase auch tatsächlich Sinn macht. Die Pflanzung der Futterpflanzen ist allerdings auf das Frühjahr vorgesehen, denn jetzt im Winter macht dies keinen Sinn. Weiter erklärte Desirée Ganarin, dass sich am jetzigen Standort der Wildbienenoase die ersten Wildbienen bereits «angemeldet» haben. «Wir sind daher sehr zuversichtlich, mit dieser Plattform den richtigen Weg eingeschlagen zu haben.» Mit Überzeugung hält sie abschliessend fest: «Die Wildbienen pflegen ist ein Beitrag, damit die Natur in ihrer Vielfalt weiter leben kann.»
Richard Wurz
8. November 2020
Bilder: Richard Wurz
Weitere Informationen unter www.lehrbienenstand-freiamt.ch