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Schon vor dem Eintritt der Pandemiezeit befand sich der Bremgarter Kunstschaffende Sven Lips in Quarantäne.


home sven lipsEine verbale Auseinandersetzung familiären Ursprungs zwang Sven Lips zu einem temporären Umzug in den Knast. Im Gespräch im «Cafferino» am Kornhausplatz in Bremgarten hielt er gleich zu Beginn fest, dass er zu seinem Handeln klar stehe. Dies war aber nicht der Grund des Treffens, sondern die Erinnerung an die Lesung vor fast zwei Jahren in Bremgarten, an der Sven Lips erstmals Einblick in sein Schaffen gab und dem «Gerücht», dass er im Laufe dieser kurzen Zeitspanne bereits Geschichten und Gedichte für sechs Bücher geschrieben und entsprechende Bildern geschaffen habe.

So ganz konnte das Thema Knast nicht weggelassen werden, aber wie sich im Laufe des Gesprächs herausstellte aus einem ganz anderen Grund. Da habe er sich in einer Zelle wieder gefunden mit gerade nur einer Stunde Spaziererlaubnis und draussen habe sich der Frühling bemerkbar gemacht. Das sei sehr hart gewesen, erklärte Sven Lips, und er habe es den anderen missgönnt, dass sie einfach den Frühling geniessen können. Dieser Zustand habe aber nur zwei Wochen gedauert, denn dann wurden die Verhaltensmassnahmen aufgrund des Corona-Virus in Kraft gesetzt. Da kam der Gedanke auf, dass das Leben draussen wie drinnen sehr eingeschränkt sein kann und das sei irgendwie eine gedankliche Erleichterung gewesen.

Die Zeit ‒ irgendwie immer ungewiss
Im Gespräch kristallisierten sich neben vielen Nebengeschichte drei Eckpunkte heraus: Bauspengler, Radball und Kunst. Sein Vater Wolfgang Lips sei 1967 aus der DDR geflüchtet und habe sich in Bremgarten mit einer Bauspenglerei-Werkstatt niedergelassen. So war es fast gegeben, dass er sich zum Bauspengler ausbildete, meinte der 51-jährige Sven Lips, aber das Geschäft von seinem Vater habe er nie übernehmen wollen. Von seinem Vater nahm er noch ein anderes Erbe mit, den Radballsport. Diesen Sport habe er mit acht Jahren begonnen, mit 18 Jahren aufgehört und mit 38 Jahren sei er wieder eingestiegen. Auf dem Beruf arbeite er heute noch zu etwa 50 Prozent, denn schliesslich müsse man ja leben, meinte er lächelnd. Doch den bedeutendsten Platz habe für ihn die Auseinandersetzung im künstlerischen Schaffen. Dazu gehören die Musik, das Zeichnen und das Schreiben in Form von Geschichten und Gedichten.

Rückblickend gesehen, habe ihm der Aufenthalt im Gefängnis auch Halt gegeben. Er habe einfach ohne abgelenkt durch äussere Einflüsse frei denken können, hielt Sven Lips fest. So habe er neben dem Schreiben von Gedichten ein Tagebuch über die eigene Situation aufgezeichnet und so seine Geschichte aufgearbeitet und die entsprechenden Zeichnungen dazu gemacht. «Es war wohl sehr eng da drinnen, aber eine solche «Zwangs-Klausur» kann auch kreativ sein.» Nun gelte es das Handgeschriebene lesbar zu machen und aus den Zeichnungen Siebdruckbilder.

Angesprochen auf das Morgen meinte Sven Lips: «Es wird eine ungewisse, aber spannende Zeit ‒ und wenn wir mitdenken, wird sie eine Chance sein.»

Richard Wurz
8. Mai 2020
Bild: Richard Wurz

Weitere Informationen unter www.svenlips.com

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