Er war im diplomatischen Dienst und viele Jahre Kantonsschullehrer – der Wohler Lorenz Stäger.
Zum Begriff Heimat hat Lorenz Stäger eine ganz besondere Beziehung. Über einige Jahre hinweg lebte er gemeinsam mit seiner Familie in Kairo und war dort im diplomatischen Dienst als Kultur- und Presseattaché für die Schweiz tätig. Dies in der Zeit der 1970er Jahre, als der Nahe Osten alles andere als ein sicheres Pflaster war. Diese Jahre haben sein Verhältnis zur Heimat geprägt. Einen wichtigen Einfluss hatte auch sein Vater, der mit dem Freiamt mehr als nur eng verbunden war.
Die grosse weite Welt
Unumwunden gibt Lorenz Stäger im Gespräch zu, dass er als junger Mensch von der Sehnsucht nach der grossen, weiten Welt geprägt war. «Mir war das Freiamt damals, vor allem auch dadurch, dass ich stundenlang mit meinem Vater durch das Freiamt wandern musste, beinahe verleidet», fasst er seine damalige Einstellung zusammen. Er bringt es auf den Punkt: «Das Freiamt war mir damals zu eng. Ich wollte die Welt entdecken. Aber ich freute mich auch immer wieder auf das Zurückkommen.»
Allgemein, so erklärt Lorenz Stäger weiter, war das Bereisen der Welt oder gar das Leben ausserhalb der Schweiz etwas ganz anderes. «Damals gab es die Möglichkeiten der modernen Kommunikation noch nicht. Wir konnten nicht einfach mal schnell zu Hause anrufen. Zum einen war das viel zu teuer, zum anderen funktionierte es vielfach nicht.» Auch Briefe zu schreiben oder Postkarten zu versenden sei nicht immer befriedigend gewesen. Vielfach sei man längst wieder zu Hause gewesen, wenn dann die Post aus dem Ausland endlich angekommen sei.
Wenn man im Ausland lebe, so wie er damals, dann bekomme die Schweiz, die Schweizer Flagge oder der Empfang eines Schweizer Radiosenders plötzlich eine ganz andere Bedeutung. Es sei dann durchaus so, dass es starke Emotionen auslösen könne. Dies habe sich allerdings mit den neuen Kommunikationsmitteln schon etwas verändert, weil man nicht mehr so abgeschnitten sei von der Heimat.
Lorenz Stäger
Rückkehr ins Freiamt
Heute hat sich Lorenz Stäger mit dem Freiamt ausgesöhnt. Er entdecke nach seinen Worten immer wieder neue Seiten in der Region. «Das Freiamt ist durchaus attraktiv, und ich habe hier mein soziales Netz, das sehr wichtig ist.» Trotzdem bezeichnet Lorenz Stäger Ägypten nach wie vor als seine zweite Heimat. Auch in der Weltstadt New York fühle er sich sehr wohl. «Die Sache mit dem Fernweh ist nicht ganz einfach. Der eine müsse um die Welt reisen und fühle sich quasi überall heimisch. Der andere dagegen kommt sein ganzes Leben nicht aus dem Tal und fühle sich ebenfalls total wohl», gibt er zu bedenken. Er meinte abschliessend, dass genau das jeden einzelnen Menschen ausmache.
Trotz oder wegen seinen überaus vielseitigen Erfahrungen ist Lorenz Stäger heute ein überzeugter Freiämter und Wohler. «Ganz nach dem Motto: der Freiämter ist Schweizer, Freiämter, Wohler, Murianer... ‒ aber niemals Aargauer», meinte Lorenz Stäger etwas schmunzelnd. Dementsprechend fände er die Idee, eine einzige Gemeinde Freiamt auszurufen eher kontraproduktiv. «Die Welt ist farbig, sprich vielseitig und das soll sie auch bleiben», sind seine deutlichen Worte. Allerdings räumt er ein, dass es in den Gemeinden auf verwaltungstechnischer Ebene sicher Sinn mache, im einen oder anderen Bereich zu kooperieren.
Bettina Leemann
7. Juni 2017
Bild: Bettina Leemann