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Wir gehen der Frage nach ‒ für den Murianer Geschichtenerzähler Philipp Galizia ist es keine geografische Geschichte.

Man finde sich aber immer wieder im Freiamt, denn es sei eine schöne ländliche Gegend und zentral in den «Grossraum Schweiz» eingebettet. «Hier finde ich Lebensqualität und weiss letztlich, wie es läuft», meinte Philipp Galizia im Gespräch. Er selber fühle sich im Freiamt heimisch, lebe er doch seit seinem ersten Lebenstag in Muri. Allerdings fügte er an, dass er es doch einmal geschafft habe die Grenzen zu überschreiten, liess er sich doch für eine kurze Zeitspanne in Birri nieder. Heimat sei letztlich da, wo man lebe, aber erst, wenn der Mensch bereit sei, die Heimat zu hüten und zu pflegen.

«Sobald von unserem Heimatland geredet wird, steht eine Absicht dahinter.»

Philipp Galizia

Es ist das Kleine überschaubare
Ein elementares Element von Heimat sei wie die Menschen miteinander leben, auf sie schaut und Rücksicht nimmt, also der Ort wo man sich einzugeben bereit ist und unabhängig das eigene Leben gestalten könne. Der Begriff Heimat trage in sich «Hei-Mat», die Wiese sprich Matte vor der Haustüre, also das Heim und die Matte. «In meiner Heimat leben Menschen, die mir nahe stehen. Die anderen muss ich einfach kennen, damit ich ihnen aus dem Weg gehen kann.» Heimat sei aber immer mehr zu einem vertrampelten Wort wie Ehrlichkeit geworden, ein unfassbares Wort wie Wirtschaft. Die Matte vor der Tür habe vielfach einen Gartenzaun, dabei habe Heimat nichts mit Grenzen zu tun, bleibe aber im Kleinen, überschau- und fassbar. Heimat sei die Welt, die man belebt und kein politisches Argument für irgendetwas, betonte Philipp Galizia. «Sobald von unserem Heimatland geredet wird, steht eine Absicht dahinter.» Er bringt es so auf den Punkt: Eine Steigerung von Heimat ‒ HeiMat, Heim und Matte ‒ führe zum Vaterland mit allen politischen Ein- und Auswirkungen zur Mutter Erde und die ist einfach schön. Für Philipp Galizia ist es klar: «Sobald wir die Welt, in der wir leben und die wir beleben, verlassen, sind wir nur noch Gast. Und das kann es ja nicht sein, dass wir einfach auf unsere Heimat verzichten, in der wir als Mensch das Leben gestalten können.»

Angesprochen auf das Heimweh, von dem so viele Menschen zu erzählen wissen, wenn sie ihren vertrauten Ort verlassen, freiwillig oder müssen, meinte Philipp Galizia, dass man wo auch immer man sich aufhalte in Kontakt mit den dort lebenden Menschen treten könne, wenn man denn wolle. Natürlich kenne er aus seiner Kindheit das Heimweh, aber letztlich entstehe dies nur, wenn einem etwas fehle und sei eigentlich eine Glorifizierung von Erinnerungen. Zum Freiamt äusserte er sich ja auf der Bühne einst sehr pointiert, denn der Aargau sei im Grunde genommen der Kanton Freiamt und Muri sollte längst der Kantonshauptort sein. Nach dem Erleben seiner Theaterabende und dem Gespräch hätte man gerne noch gewusst, was denn der Geschichtenerzähler Philipp Galizia in einer anderen Welt als dem Freiamt, über diese Welt, zu erzählen weiss und ob er wirklich nur Gast bleiben oder doch noch heimisch würde ‒ und ob er nicht vom Heimweh nach seiner Heimat Freiamt übermannt würde.

Richard Wurz
24. Mai 2017
Bild: Richard Wurz

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