Die Zeit in sich gibt schon immer wieder Anlass zu Diskussionen. Der Wechsel von der Winter- zur Sommerzeit belebt das Gespräch in Bezug auf die Zeit aber jeden Frühling.
Alljährlich am letzten Märzwochenende leide ich unter Jetlag. Nicht etwa, weil ich dann in ferne Länder reise und dabei ein paar Zeitzonen überquere, sondern ganz einfach wegen der Umstellung der Uhren auf die Sommerzeit. So sehr ich den Gedanken auch schätze, laue Sommerabende länger bei Tageslicht zu geniessen, so sehr verteufle ich das Vorstellen der Uhr. Während mehrerer Tage fühle ich mich wie erschlagen, schlafe schlecht, bin dauernd müde. Bis meine innere Uhr sich an die neue Zeit gewöhnt hat, um dann ein halbes Jahr später wieder ähnliche Qualen zu erleiden, wenn wir die Uhren zurückstellen. Zugegeben, weniger schlimm aber dennoch verwirrend.
Und wofür das Ganze? Zur besseren Nutzung des Tageslichts – das ergibt durchaus Sinn. Und zum Sparen von Energie – zumindest in der Vorstellung der Erfinder. Dieses Argument hält sich zwar hartnäckig im Bewusstsein der Menschen, lässt sich aber leider gar nicht belegen. Die Sommerzeit – und das war schon im beginnenden 20. Jahrhundert klar – hat einen zu vernachlässigenden Einfluss auf den Energieverbrauch. Im US-Bundesstaat Indiana wurde sogar ein erhöhter Verbrauch nachgewiesen, da die Leute in den kühleren Morgenstunden mehr heizten und an den warmen Abenden die Klimaanlagen länger einschalteten.
Warum, frage ich mich, hält man also an einer Tradition fest, die nachweislich die Gesundheit der Menschen beeinflusst. So sind wir während der Umstellungsphase anfälliger für Erkältungskrankheiten – meine Nase läuft in den letzten Tagen tatsächlich häufiger – oder bilde ich mir das nur ein? Der Schlaf-Wachrhythmus wird gestört und scheinbar soll auch das Herzinfarktrisiko erhöht sein. Die Landwirtschaft muss auf Tricks zurückgreifen, damit die Kühe nicht mit der Milchproduktion durcheinanderkommen und der öffentliche Verkehr vollbringt planerische Meisterleistungen, um seine Passagiere in der Nacht der Umstellung zeitnah ans Ziel zu transportieren.
Da fragt man sich doch ernsthaft «Wer hat’s erfunden? Und warum?». Die Schweizer waren es diesmal nicht, die haben sich nämlich dagegen gewehrt. Mit einer Volksabstimmung bachab geschickt im Jahr 1978 und schliesslich zähneknirschend mit Europa mitgemacht, da der Aufwand, eine Zeitinsel inmitten Europas zu sein, dann doch zu gross war. Herzlichen Glückwunsch zu so viel Weitsicht, auch wenn sie dieses eine Mal leider nichts genützt hat.
Susanne King
28. März 2017