Vielfach werden sie belächelt, die HutträgerInnen. Doch sie können weiterhin höflich danken und grüssen, während die HandschüttlerInnen nach Lösungen suchen.
Der Händedruck ist ein altes kulturelles Ritual. Damit wurden unzählige Geschäfte ‒ sicher allen bekannt der Kuhhandel ‒ besiegelt, eine höfliche Begrüssung war gegeben und der Abschied bekam seine Würde. Man konnte so auch manch unliebsame Umarmung höflich und elegant umschiffen und bei Unstimmigkeiten einfach den Händedruck verweigern. Das ist nun alles, zumindest für eine Zeit, nur noch Geschichte, denn ein Händedruck bleibt einem aufgrund der Pandemie-Vorsichtsmassnahmen verwehrt. Es scheint, dass der Handschlag zum Auslaufmodell wird.
Wenn Sie nun aber dazu neigen dem Schreibenden zu unterstellen, er fühle sich als Gewinner in dieser Situation, nur weil er schon seit fast ewig einen Hut trägt, dann liegen Sie falsch. Sie können es ihm allerdings auch nicht absprechen, wenn er die Hypothese aufstellt, dass Hut-TrägerInnen seit längster Zeit einen Vorsprung haben.So sind sie den verschiedensten Wetterverhältnissen nicht hilflos ausgesetzt und können bei einem Anlass schon alleine mit dem Hut einen Eindruck hinterlassen. Natürlich werden Sie mit Recht einwenden, dass der Handschlag schon immer gewesen und der Begrüssung oder Verabschiedung einen viel persönlicheren Ausdruck verliehen hat.
Dazu sei mit Verlaub eingefügt, dass die Hut-TrägerInnen schon immer beides hatten, den Gruss mit dem Hut und mit dem Handschlag ‒ aber jetzt haben sie immer noch den Hut ohne eine grosse Veränderung in die Wege leiten zu müssen. Der Handschlag allerdings fällt als Teil der Kultur weg und die Pandemie zwingt einem auf etwas Selbstverständliches zu verzichten.
Liebe LeserInnen, tragen Sie es mit Gelassenheit, das mit dem Handschlag ‒ heben Sie den Hut zum Gruss und zollen Sie so Ihrem Gegenüber Respekt und Dank.
Richard Wurz
11. Mai 2020
Bild: Bettina Leemann