Die Welt der Kunst gilt als offen und fortschrittlich, aber nur bis zur Frage, wer sie umsetzt respektive interpretiert.
Es ist mehr als eine gefühlte Wahrheit, dass unter anderem die Welt der Bilder als Kunstobjekte längst zu einem bedeutenden Teil der Wirtschaft geworden ist mit dem Ziel, finanziellen Gewinn zu erzielen. Natürlich gibt es noch jene, die sich Kunst aus Freude oder zur Pflege des eigenen Egos leisten können. Aus welcher Seite auch immer sie stammen mögen, die Kunstförderer, sie können für sich in Anspruch nehmen etwas für die Kultur zu tun.
Nun ist auch seit längster Zeit bekannt, dass die Kunstwerke aus weiblichen Händen einen weitaus schlechteren Verkaufspreis erzielen, als jene aus Männerhänden gefertigten. Nein, kein Plädoyer jetzt für die Gleichstellung von Frau und Mann, sondern eine Ernüchterung meinerseits. Meine gefühlte Wahrheit liess mich immer im Glauben, dass die KuratorInnen fachkompetente Personen sind, das Neue erspüren und gegenüber dem künstlerischen Schaffen und Wirken offen sind, unabhängig ob die Kunstschaffenden männlich oder weiblich sind. Bleibe ich nun bei meiner Annahme, dann muss ich feststellen, dass die Frauen noch einiges aufzuholen haben, um auf Augenhöhe mit den Männern sich vergleichen zu können.
Diesen leidigen Schluss ziehe ich aus einem Artikel im «Tages Anzeiger». Da kann ich nachlesen, dass im Kunsthaus Zürich von acht Ausstellungen gerade eine von einer Künstlerin belegt ist, ins Kunstmuseum Luzern schaffen es gerade drei von insgesamt zehn Ausstellungen und im Aargauer Kunsthaus sind es vier Künstlerinnen von insgesamt zwölf. Das Interessante daran ist nicht die Aufteilung zwischen Frau und Mann, sondern dass diese drei erwähnten Kunsthäusern unter der Leitung einer weiblichen Direktion stehen. Und wenn Frau schon beschliesst, dass Mann der Bessere ist, dann muss man das einfach glauben.
Richard Wurz
23. Januar 2020
Bild: Theres Honegger