Es gibt die unterschiedlichsten Strategien, um seine Kundschaft an sich zu binden, doch wie kann man sich dagegen wehren?
Kürzlich habe ich mich, das gebe ich offen und ehrlich zu, ziemlich geärgert. Da gibt es ein grosses Lebensmittelgeschäft, das rechtzeitig auf Weihnachten eine Sammelaktion lanciert, die auf die jüngsten Klienten, nämlich die Kinder abzielt. Eigentlich müsste man sogar sagen, dass es vor Weihnachten zwei grosse Lebensmittelgeschäfte waren, die Sammelpromotionen lancierten, die genau auf diese Kundschaft abzielten. Doch verärgert hat mich vor allem die eine, weil sie nicht nur die ganze Verwandtschaft dazu zwang, Punkte zu sammeln, sondern, weil man sich nach dem Erwerb der Objekte auch noch digital verbinden musste oder dazu gezwungen war einen Player für einen unverschämten Preis zu erwerben, damit das «Spielzeug» auch zu gebrauchen ist.
Eigentlich war ich fest davon überzeugt, dass ich die Spielzeug-Aktion negieren kann. Die Plüschaktion im Konkurrenzgeschäft hatte ich im Griff, da ich reglementieren konnte, dass es ein Objekt und nicht mehr und nicht weniger geben würde. Immerhin sind die Plüschdinger wirklich kuschelig und liebenswert, aber Hand aufs Herz, manchmal finde ich meine Kinder kaum mehr zwischen den Plüschtieren im Bett. Also eine Notwendigkeit diese zu besitzen, bestand wirklich nicht. Zur Ehrenrettung muss ich allerdings sagen, dass die gewählten Objekte seit mehr als drei Wochen täglich im Einsatz sind und zu meiner Verwunderung tatsächlich mit ihnen gespielt wird. Ganz anders das Konkurrenzprodukt, das Geschichten erzählen soll. Man mag von den Geschichten und den Figuren halten was man will. Wirklich stossend ist, dass man sich digital aufrüsten muss, will man diese denn überhaupt hören können. Wer kein Tablet oder Smartphone besitzt, dem wird empfohlen, ein Abspielgerät zu erwerben. Allerdings zu einem Preis, für den ein CD-Player oder Radio erhältlich ist.
Also stand mein Entschluss fest, um diese Aktion wird ein grosser Bogen gemacht. Mit diesem Entscheid war ich erfolgreich ‒ bis die Geschenke unter dem Christbaum lagen. Da hatte doch tatsächlich ein Familienmitglied Mitleid gehabt und alle Geschichten gesammelt und unter den Christbaum gelegt. Was bleibt einem da noch entgegen zu halten. Man tröstet sich und sagt sich, dass man ja möglicherweise die App auf dem alten Smartphone installieren kann. Doch da hat man die Rechnung nicht mit der digitalen Welt gemacht, denn die App lässt sich nur auf neueren Smartphones installieren. Also fällt das alte «Handy» aus und Mutter muss das Ganze auf ihrem Smartphone installieren, denn so fies ist sie ja nicht, dass man das Geschenk nun gar nicht nutzen kann. Beruhigend dabei ist aber, dass die Geschichten für die Kinder gar nicht interessant sind, müssen sie doch immer zuerst nach dem Smartphone der Mutter fragen. Dafür laufen immer noch die Hörspiele, die auf dem eigenen CD-Player abgespielt werden können.
Fazit aus der ganzen Geschichte. Kundenbindung auf Kosten der Kinder kann, muss aber nicht funktionieren und man sollte sich auch nicht immer alles aufzwingen lassen. Die Kinder merken nämlich auch, wenn sie hinters Licht geführt werden. Oder wie lässt sich sonst die Frage erklären: «Warum geht es in der Geschichte immer um die Migros? Ich finde das ganz schön doof.»
Bettina Leemann
4. Januar 2018
Bild: Bettina Leemann