Einen Moment innehalten
Der Mensch steht nicht mehr im Vordergrund des Geschehens, sondern die Machtverteilung unter den einzelnen religiösen, politischen und wirtschaftlichen Gruppierungen, denen sich der Mensch zu unterordnen hat. Den Machtinhabern der Staaten sind alle Mittel recht, um sich und ihr Land in ihrem Sinn und Geist ins richtige Licht zu stellen und in den einzelnen Ländern haben dieses Gedankengut längst einzelne Gruppierungen im Kampf gegeneinander übernommen. Eine Brücke will man nicht sehen und schon gar nicht begehen, damit man nicht verstehen und respektieren lernen muss, dass auf der anderen Seite auch Menschen leben und Anspruch haben ein lebenswertes Leben führen zu können. Aber wie steht schon in der Moritat von Mackie Messer in der Dreigroschenoper von Bertold Brecht: «Und der eine steht im Dunkeln und der andere steht im Licht, und man sieht nur die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht.»
Das alles überdeckende Lichtermeer zur Weihnachtszeit hat schon immer auch Schatten geworfen, aber irgendwie waren sie einfach da, wurden als Begleiterscheinung zur Kenntnis genommen. Dieses Jahr sind die Schatten aber transparent geworden und erinnern an die herrschenden menschenverachtenden Auseinandersetzungen auf dieser Welt. Dabei war doch Weihnachten angedacht als Fest des Friedens und der Hoffnung. Man besinnt sich in der Weihnachtsgeschichte einer Mutter und eines Vaters, die auf der Flucht waren und an ihr Kind, das völlig mittellos am Rand der Gesellschaft zur Welt kam. Es ist eine starke Weihnachtsgeschichte, die sich wohl in der äusseren Form und deren Auswirkungen in den vergangenen zweitausend Jahren geändert hat, aber inhaltlich immer aktueller wird. Aber Weihnachten steht ja wider besseres Wissens für eine Art Hoffnung da und der Glaube daran soll die Zukunft möglich machen.
Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche Ihnen eine erholsame Weihnachtszeit und bereichernde Momente. Mit Verlaub wünsche ich mir zu Weihnachten einfach für einen Moment alles Gut sein lassen zu können.
Richard Wurz
25. Dezember 2023
Bild: Richard Wurz