Advent – Ankunft – Arrival
Ankommen ist etwas Hektisches – zumindest am Flughafen. Kaum hat die Maschine aufgesetzt, das «Bitte anschnallen»-Zeichen ist noch nicht erloschen, beginnen die ersten Passagiere emsig ihr Gepäck hervorzukramen. Es scheint, jeder wolle der erste sein, der das Flugzeug verlassen kann. Ungeduldig scharren sie dann im Gang, bis die Türe endlich aufgeht.
Zum Glück ist der Weg zum Ausgang auf Englisch angeschrieben, man würde in manchen Ländern sonst ewig durch den Flughafen irren. Bei der Einreise in London zum Beispiel heisst es nun: sich fotografieren lassen (ich könnte mich ja als Terrorist entpuppen), sich anschnauzen lassen, weil ich nicht richtig hinstehe, nochmals ein Foto, den Pass zeigen und hoffen, dass ich auch wirklich einreisen darf. Bei der Gepäckabgabe geht der Stress weiter: kommt mein Koffer, oder ist er durch ein unglückliches Versehen auf dem Weg nach Timbuktu?
Und endlich kommt man zu dem Ort, an dem gross «Ankunft» – Arrival – steht. Manche werden stürmisch begrüsst, andere gehen zügig zum Taxistand, wieder andere schauen sich suchend um – das Empfangskomitee hat sich verspätet. Und nochmals andere kommen gar nicht dahin – sie dürfen nicht einreisen – werden nicht empfangen, weil sie nicht die richtigen Papiere haben.
Ankommen braucht seine Zeit. Es heisst nicht umsonst, die Seele brauche bei einer Reise länger als der Körper, bis sie da ist. Auch derjenige Mensch, der den Ankömmling empfängt, braucht seine Zeit, bis er oder sie sich an den neuen Gast gewöhnt hat. Mit der Ankunft am Flughafen alleine ist es nicht getan. Es braucht anschliessend Offenheit für Begegnungen, Gespräche, Erlebnisse und eben: Zeit. Das gilt übrigens auch für Advent und Weihnachten. Mit dem Weihnachtsbaum am 24. Dezember ist es nicht getan. Es braucht die Offenheit für die Gegenwart Gottes bei uns Menschen und das, was sie in uns auslöst. Auch das braucht Zeit, ein ganzes Leben lang.
Michael Rahn
Pfarrer, Muri
3. Dezember 2018
Bild: zVg