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In meinen Ferien bin ich mir wieder einmal bewusst geworden, welchen Balanceakt der eine oder andere bei seiner Arbeit vollbringen muss.

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Voller Bewunderung sehen wir dem Hochseiltänzer oder der Trapezkünstlerin zu, wie sie sich beispielsweise unter der Zirkuskuppel praktisch dem Gesetz der Schwerkraft widersetzt und sie quasi aus hebelt. So schwere los durch die Luft zu gleiten, muss etwas Grossartiges in sich haben. Aber ganz schön gefährlich ist es auch, denn wenn ein Handgriff nicht sitzt, dann kann der Fall ganz schön tief sein. Aber eigentlich habe ich mit meinen einleitenden Worten nicht ZirkusartistInnen gemeint, die elegant mit hoher Perfektion und mühelos durch die Lüfte schweben. Es geht auch viel handfester und bodenständiger im übertragenden Sinne.
Da gibt es Menschen, die haben einen ganz schön gefährlichen Job und werden, obwohl sie tagtäglich ihr Leben aufs Spiel setzen, für ihre Arbeit wohl kaum entsprechend gewürdigt. Haben Sie schon einmal einem Helikopterpiloten bei seinen Manövern in den Bergen zugesehen? Ich meine jetzt auch nicht eine Bergung aus einer Felswand mit dem Rettungshubschrauber oder ein Rundflug über die Alpentäler, sondern vielmehr einen ganz «normalen» Lastentransport. Gerade im Tessin in den engen und manchmal nur schwer zugänglichen Tälern ist der Helikopter längst zu einem unverzichtbaren Hilfsmittel geworden. Ob manchmal gar zu viel und unnötig geflogen wird, darüber kann man sich sicher streiten und der eine oder andere wird sich sicher auch am Lärm, den diese Lasthelikopter verursachen in seiner Ferienidylle gestört fühlen.
Aber für mich hat es immer noch etwas unglaublich faszinierendes, diesen Luftakrobaten bei ihren Manövern zuzuschauen. Wie aus dem Nichts tauchen sie plötzlich auf und transportieren dabei Lasten aller Art. Dass dies auch mal ganz schön gefährlich sein kann, habe ich schon mehr als einmal erlebt. Da kann es tatsächlich passieren, dass das grosse Heubündel, das von der Alp ins Tal gebracht werden muss, zu schwer ist und der Pilot die Fracht ausklinken muss. Dann ist die Heuernte wohl oder übel verloren. Und glauben sie nicht, dass diese Heuernte einfach ist. In den steilen Berghängen lässt es sich nur sehr mühsam und mit viel Kraftaufwand mähen.
Nun aber zurück zum Helikopterpiloten und seiner Mannschaft. Kürzlich konnte ich sogar mitverfolgen, wie einer dieser Helikopter mitten im Hang praktisch landete und sein Komplize ins Gras sprang, um dann innert wenigen Minuten später auf dem First eines Hausdaches zu stehen. Dort wiederum hängte er Paket für Paket Isolationsmaterial und Ziegel vom Helikopter ab, damit die drei Dachdecker, die ebenfalls seit Tagen scheinbar mühelos auf dem Dach des Hauses herumturnten und einen neuen Dachstock gemacht hatten, Material für den Fortgang der Arbeit zu deponieren. Maximal eine Viertelstunde dauerte das Spektakel. Dann nahm der Helikopterpilot seinen Kollegen auf der Bergwiese wieder in seinem Bauch mit und flog zu einem nächsten Auftrag. Wenn James Bond aus dem Helikopter gesprungen wäre man wohl voll des Lobes über die Kühnheit gewesen. So war es ein ganz normaler Mensch, der tagtäglich sein Geld mit einem nicht ganz ungefährlichen Job verdient und den Menschen, die in den Bergregionen leben, das Leben einfach nur ein bisschen leichter macht.

Bettina Leemann
11. Agust 2017
Bild: zVg

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