Morgen kommt der Weihnachtsmann!
Die längste Nacht haben wir hinter uns, nun kommt die Nacht der langen Träume, denn morgen ist Weihnachten. Die Einkäufe sind getätigt, die Geschenke bereit und nun wird noch der Weihnachtsbaum geschmückt. So dasitzend und ein bisschen sinnierend kommt mir Erich Kästner’s (1899 bis 1974) Weihnachtslied in den Sinn, das er 1928 geschrieben hat. Wohl eine ganz andere Zeit als heute, aber irgendwie hat sein Lied auch heute noch seine Gültigkeit.
Morgen, Kinder, wird’s nichts geben! Nur wer hat, kriegt noch geschenkt. Mutter schenkte Euch das Leben ‒ das genügt, wenn man’s bedenkt. Einmal kommt auch Eure Zeit, Morgen ist’s noch nicht so weit.
Doch Ihr dürft nicht traurig werden. Reiche haben Armut gern. Gänsebraten macht Beschwerden, Puppen sind nicht mehr modern. Morgen kommt der Weihnachtsmann, allerdings nur nebenan.
Lauft ein bisschen durch die Strassen, dort gibt’s Weihnachtsfest genug. Christentum, vom Turm geblasen, macht die kleinsten Kinder klug. Kopf gut schütteln vor Gebrauch ‒ ohne Christbaum geht es auch.
Tannengrün mit Osrambirnen ‒ lernt drauf pfeifen, werdet stolz. Reisst die Bretter von den Stirnen, denn im Ofen fehlt’s an Holz! Stille Nacht, heil’ge Nacht ‒ weint, wenn’s geht, nicht, sondern lacht!
Morgen, Kinder, wird’s nichts geben ‒ wer nichts kriegt, der kriegt Geduld. Morgen, Kinder, lernt für’s Leben ‒ Gott ist nicht allein dran schuld. Gottes Güte reicht so weit … Ach, du liebe Weihnachtszeit!
Das ist alles nur Geschichte ‒ ich wünsche Ihnen ein friedliches Weihnachtsfest.
Richard Wurz
23. Dezember 2017
Bild: Bettina Leemann