Landschaft im Blickfeld der Kunst
Bei einem Gegenübersein vor den unendlichen Dimensionen der Landschaft müsse man stets das eigene Leben hinterfragen, denn erst so sehe man was für gewaltige Sachen bestehen, hielt Andi Rieser im Gespräch fest. Man nehme sich ja manchmal viel zu wichtig, dabei sollte man ja das Lebensumfeld als Ganzes beachten und ein bisschen bescheidener werden. «Es ist ein steter Wechsel von Werden und Vergehen, nichts bleibt bestehen.» Andi Rieser lebt und arbeitet sehr abgelegen vom Alltagsgeschehen im Napfgebiet auf dem Steinhuserberg oberhalb Wolhusen inmitten der Natur, die da mitgeprägt ist von Steinwänden und Geröll aus dem Alpenraum. Für ihn sei der Ort seit fünfzig Jahren der Antrieb alternative Lebensformen zu suchen und eigenständig in der Natur zu leben und zu arbeiten. Das eröffne ihm verschiedene Facetten des Alltäglichen und nehme Einfluss in sein künstlerisches Schaffen. Seine Arbeiten müssen aber mit der Lebensart übereinstimmen, betonte Andi Rieser, denn man setze etwas in die Welt und wisse erst später, was entstanden sei und aussage.
Andi Rieser
Steine haben ihn immer begleitet
Zeit seines Lebens stehe er in einer engen Verbindung mit Steinen und begegne ihnen in den verschiedensten Formen in seiner Arbeit auf dem Steinhuserberg. Dabei würden ihn auch die Zusammenhänge zwischen Natur und Wissenschaft sehr interessieren, hielt Andi Rieser fest. So entstehe das Bewusstsein um alles darum herum, könne zeitlich eingeordnet und das immer wieder neu entstehende entdeckt werden. Damit er die Wege zu seinem Haus begeh- und befahrbar habe machen können, habe er sich einen Kleinbagger mit Spitzhammer angeschafft. So habe er die Inhalte der Nagelfluhsteine entdecken können, die nach aussen gewöhnlich wirken und nach innen ein intensives Leben aufzeigen. «Es ist eine enorme Vielgestaltigkeit von überraschender Schönheit.» Und er wies darauf hin, dass es sich um profanes Geröll handle, überall in der Natur anzutreffen und im Napfgebiet am Fusse von Felswänden mit den typischen Nagelfluhbändern. Beim Betrachten dieser Felswände, die Andi Rieser freilegte, kann man intensive, farbige, lebendige Bilder entdecken. Es sind die verschiedenen Schichten der Steine, die Farben und das Licht im Stein, die verschiedenen Ablagerungen, die alle im Lauf der Zeit entstanden sind. So ist ein Bild der Natur mit seinen Geheimnissen entstanden – Andi Rieser hat dies mit seiner Arbeit sichtbar gemacht.
Vielfach geht das Kleine verloren
Die Mitarbeit an der Ausstellung «Rolling Stones» sei ihm sehr wichtig, denn so könne er mit seinen Arbeiten einen Einblick in sein Denken geben und anderen Menschen begegnen, die auch am Suchen und Machen sind. «Sie alle haben etwas zu sagen, wenn man etwas zu sagen hat.» Für ihn sei die Ausstellung eingebettet in ein Thema, aber nicht ein Bestreben nach Homogenität und den Künstler:innen bleibe die Eigenständigkeit. Also nicht ein akademisiertes Denken, wie es in der Kunstszene vielfach vorkommt und nach Zitat gearbeitet werde. Nachgefragt, was die Ausstellung denn bewirken soll, meinte Andi Rieser, das sei manchmal die falsche Frage, denn sie könne deformieren. Denn so wolle man eigentlich gerne vorher zuerst wissen, was herauskomme und das sei für ihn die falsche Konsequenz in der Arbeit. Das sei wie ein ewiges Warten darauf, was man machen könnte, damit es etwas bewirke, hielt Andi Rieser fest, und fügte an: «Ich habe Lust etwas umzusetzen, auch wenn es scheitern kann.»
Richard Wurz
12. Oktober 2023
Bilder: Richard Wurz
Die Ausstellung «Rolling Stones» im Singisen Forum Muri dauert bis 12. November und ist von Dienstag bis Sonntag von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter www.murikultur.ch