«Ausblick – Kultur und Frau» – Soroptimist International Club Bremgarten-Freiamt, «femalePhilharmonics» und das Künstlerhaus Boswil luden zu einem bereichernden Austausch mit Wort und Musik in die Alte Kirche Boswil ein.
Der Club Bremgarten-Freiamt von Soroptimist International ist seit vielen Jahren Partner des Künstlerhauses Boswil und hat am vergangenen Sonntag sein 6. Benefizkonzert in der Alten Kirche initiiert. Die Soroptimist International ist weltweit die grösste Organisation von berufstätigen Frauen, denen es um gegenseitige Unterstützung und Vernetzung unter anderem in den Bereichen Menschenrechte und Stellung der Frau in Bildung und Kultur und die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Frauen geht. Im Rahmen des Projektes «Ausblick – Kultur und Frau» will der Club Bremgarten-Freiamt für das Förderprogramm, das sich gezielt für die Aus- und Weiterbildung junger Musikerinnen einsetzt, einen Beitrag leisten.
Die «femalePhilharmonics» sind ein Netzwerk mit professionellen Musikerinnen aus verschiedenen nationalen und internationalen Orchester, die sich in verschiedenen Besetzungen für Konzerte finden und die Vernetzung zwischen den Musikerinnen pflegen und fördern. Im Fokus ihrer Arbeit stehen Mentoring- und Akademieprogramme für junge Musikerinnen und der Aufbau von beruflichen Symbiosen. «femalePhilharmonics» ist eine Frauenvernetzung als Baustein zu einem Ganzen, das gemeinsam mit den Männern erarbeitet werden muss.
Es braucht Gespräche auf Augenhöhe
In der Podiumsdiskussion verstanden es Ustina Dubitsky (Dirigentin), Manuela Luzio (Vorstandsmitglied Club Bremgarten-Freiamt), Stefanie C. Braun (künstlerische Leiterin Künstlerhaus Boswil), Elisabeth Göring (Musikerin) und Eleni Ralli (Komponistin) dem Publikum die immer noch bestehende Wirklichkeit der Musikerinnen in der Welt der Musik aufzuzeigen. Sie machten anhand von Beispielen aus ihrem Berufsalltag transparent, dass man in allen Bereichen der klassischen Musik noch weit entfernt von einer Chancengleichheit von Frau und Mann ist. Sie forderten nicht den Ausschluss der Männer, sondern Gespräche miteinander, damit eine Gleichstellung und Gleichberechtigung von Frau und Mann endlich Tatsache werde und zwar in der Besetzung von Orchestern, am Dirigentenpult, den Musikschulen und den Professuren an den Fachhochschulen.
Ein befreiendes Konzert
Nach den «nackten» Tatsachen, erfahren im Podiumsgespräch und nachdenklich stimmend, war es wie eine Befreiung von den Gedanken und man konnte sich auf ein herrliches Konzert einlassen. Die Musikerinnen aus dem Netzwerk «femalePhilharmonics» interpretierten unter der Leitung von Ustina Dubitsky Werke von Louise Farrenc (1804 bis 1875), Richard Wagner (1813 bis 1883) und Emmy Frensel-Wegener (1901 bis 1973) präzis und in einer wohltuenden Harmonie. Mit einer freudigen Ausstrahlung und voller Lebendigkeit begeisterten die Younng Artists von «femalePhilharmonics» Tabea Frei (Violine), Merdith Kuliew (Viola) und Elodie Théry (Violoncello) mit kurzen Werken das Publikum.
Der musikalische Höhepunkt war das Werk «fragments» der Komponistin Eleni Ralli (*1984). Es ist eine sehr eigenwillige Komposition zeitgenössischer Musik, zu der man einen Moment Zeit brauchte einzusteigen. Man nahm aber gerne die Herausforderung an und genoss wie die Musikerinnen auf hohem Niveau die Tonfolgen interpretierten und bei allen Widersprüchlichkeiten in den Melodiefolgen, die man glaubte zu hören, ein präzises und harmonisches Konzert. Es war wie eine Reise durch eine wilde Landschaft verbunden mit allen Einflüssen von aussen.
Richard Wurz
8. September 2022
Bilder: Richard Wurz