Kochen in einem vielseitigen Kulturbetrieb
Mal kocht sie für achtzig Personen und dann mal wieder nur für zehn Leute. Mal bekocht sie Menschen aus der ganzen Welt und dann wieder Leute aus der näheren und weiteren Umgebung. Mal sind es hungrige Jugendliche und junge Erwachsene, die satt werden müssen, dann wieder weltbekannte MusikerInnen. Sandra Hasler kann sich bestimmt nicht über Langeweile in ihrem Job beklagen. Die quirlige Familienfrau lebt für ihre Aufgabe am Künstlerhaus Boswil und sie macht ihre Arbeit mit viel Leidenschaft. Das war an diesem Samstagmorgen im Café Spatz, das trotz des Marktes der Vielfalt in den Altstadtgassen extra für die Tratsch-Gäste öffnete, deutlich zu spüren. Doch eigentlich kommt Sandra Hasler gar nicht aus dem Berufsfeld, das sie heute mit so viel Leidenschaft und Engagement ausfüllt. Ursprünglich hatte sie Kindergärtnerin gelernt. Doch sie gab beim Gespräch im Café Spatz offen zu, dass sie sich in ihrem Beruf nie richtig wohl gefühlt habe. «Ich war immer der Meinung, dass ich nicht so gut Chindsgi gebe, wie ich eigentlich müsste», meinte sie ernsthaft. So entschied sie sich nach der Geburt des dritten Kindes erst einmal ganz für ihre Familie da zu sein und ganz mit der Arbeit aufzuhören, um sich auch bewusst zu werden, was sie denn eigentlich wolle.
Inserat sprach sie an
Es sei dann schliesslich ein grosser Zufall gewesen, dass sie die Stelle der Leitung der Küche im Künstlerhaus Boswil überhaupt gesehen habe, denn normalerweise lese sie den Bremgarter Bezirksanzeiger nicht regelmässig und die Stellenausschreibungen schon gar nicht. Aber vor rund zweieinhalb Jahren war das anders. Ihr Blick wurde magisch auf ein Inserat gelenkt und je weiter sie las, umso mehr schlug ihr Herz, weil die Ausschreibung, die sie da las, sprach sie direkt an. «Ich erinnere mich noch gut, dass da jemand gesucht wurde, der mit Leidenschaft kocht, aber nicht zwingend eine Kochausbildung haben musste», fasste Sandra Hasler die Ausschreibung zusammen. «Als ich dann schliesslich auch noch las, dass es sich bei dem Arbeitgeber nicht um ein Privates Altersheim, sondern um das Künstlerhaus Boswil handelte, wollte ich meine Chance ergreifen, denn Kochen war schon lange meine Leidenschaft», führte sie weiter aus.
Sandra Hasler, Leitung Küche, Künstlerhaus Boswil
Die Chance wurde Sandra Hasler vom Künstlerhaus Boswil gegeben. So macht sie sich nun regelmässig darüber Gedanken, was sie für die jungen Leute des Jugendorchesters Freiamt beim Probenwochenende kochen soll, oder wie sie die jungen MusikerInnen vom Jugend-Sinfoniorchester Aargau kulinarisch verwöhnen kann. Doch auch renommierte Künstler mit Weltruf werden von ihr bekocht, wenn sie in Boswil ein Engagement haben.
Essen geht schon mal vergessen
Das kann manchmal ganz schön anspruchsvoll sein und manchmal mache man sich einfach zuviel Gedanken darüber. «Es kommt schon mal vor, dass die MusikerInnen vor lauter Musik das Essen vergessen», meinte sie lachend und fügte an, dass das für sie unvorstellbar sei. Sie fügte allerdings an diesem Morgen im Tratsch auch an, dass sie eine grosse Wertschätzung ihrer Arbeit erlebe. «Die Leute, für die wir kochen, schätzen das sehr und bedanken sich oft auch persönlich bei uns in der Küche.» Man merkte an diesem Tratsch deutlich, dass Sandra Hasler in der Küche des Künstlerhauses Boswil ganz in ihrem Element ist. Auch wenn sie einräumte, dass gerade aufgrund des Umstandes, dass sie keine Köchin sei, einiges habe lernen müssen. «Ich muss Menuepläne machen und den Einkauf im Griff haben, sowie die Mengen richtig berechnen», erklärte sie und ergänzte dazu, dass sie diesen Teil der Arbeit unterschätzt habe und er ihr vor allem am Anfang Mühe bereitet habe.
Zum Abschluss gab sie den Gästen des Kafi-Tratsch auch noch preis, welches Dessert am Künstlerhaus Boswil am beliebtesten ist. Es handelt sich um ein Dessert mit dem klingen Namen «Wilde Hilde». Dabei handelt es sich um gefrorene Himbeeren, die mit Meringue und dann mit Schlagrahm bedeckt werden. Dieses Dessert könne schon am Morgen nach dem Morgenessen zubereitet werden, was unheimlich praktisch sei. Die Himbeeren würden dann bis zum Mittag langsam auftauen und das Dessert sei schliesslich rechtzeitig nach dem Hauptgang des Mittagessens genussbereit. Wenn dieses Dessert auf dem Plan stehe, dann wisse sie genau, dass die Begeisterung der Gäste ihr sicher sei, meinte sie schmunzelnd und auch der eine oder andere Gast im Café Spatz machte sich nach dem Tratsch auf mit dem beruhigenden Gefühl, schon das Dessert für das Sonntagsmenü zu wissen.
Bettina Leemann
27. Oktober 2019
Bilder: Bettina Leemann
Der letzte Kafi-Tratsch im Jahr 2019 im Café-Spatz von freiamtplus findet am Samstag, 30. November statt.