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Susanne Gisler und die Essgewohnheiten.
Kafi-Tratsch
Das vielseitige Verpflegungsangebot kann nicht die Schule steuern, aber im Umgang mit den Nahrungsmitteln Transparenz schaffen. Susanne Gisler gab am Kafi-Tratsch im Foyer des Kellertheaters Bremgarten als Bremgarter Hauswirtschaftslehrerin einen Einblick in das Schulfach «Wirtschaft, Arbeit, Haushalt».
Datum: 25. September 2022

Die Ernährung und der Gebrauch von Nahrungsmittel sind schon seit Jahrzehnten in der Gesellschaft und der Politik im Gespräch und das Ganze wird vielfach zum Zankapfel aufgrund der verschiedensten Ansichten und Überzeugungen. Susanne Gisler befasst sich als Hauswirtschaftslehrerin schon seit 20 Jahren in Theorie und Praxis mit der Ernährung und dem Umgang mit den Nahrungsmitteln. Neben «Hauswirtschaft» habe sie auch Englisch unterrichtet, dann sei Geschichte und Geografie dazugekommen und seit fünf Jahren unterrichte sie als Klassenlehrerin an der Bezirksschule Bremgarten. «In Bremgarten wohne, lebe und arbeite ich und das Städtchen ist längst zum Mittelpunkt geworden.» Die «Hauswirtschaft» laufe immer noch mit, so Susanne Gisler, aber es sei ja nach zwanzig Jahren auch nicht mehr so aufwendig, denn sie müsse nur noch wissen, was einzukaufen ist. «Nun kann ich die Jugendlichen während drei Jahren begleiten und dies in einer Phase, in der sich in ihrem Leben vieles sich verändert», hielt sie fest. Und in der 3. Bez stehe nicht die Hauswirtschaft im Mittelpunkt, sondern der Umgang mit Geld, Arbeit und Wirtschaft. Das sei sehr lebensnah für die Jugendlichen und wertvoll.

Mehr als einfach nur kochen
Die Sonderwünsche der Eltern und Schüler*innen würden sich sowohl in der Schulküche als auch in den Lagerwochen in Grenzen halten, hielt sie fest. Natürlich habe sie Verständnis, wenn ein Jugendlicher aus religiösen oder gesundheitlichen Gründen auf etwas verzichte und stelle sich darauf ein. Zur Gestaltung eines Essens gehöre aber dazu, dass die Schüler*innen die Zusammenhänge in der Produktion und Verwendung von Nahrungsmitteln kennen lernen. So sei zum Beispiel das Fleisch ein Thema, denn es müsse berücksichtigt werden, welchen ökologischen Aufwand es bedarf bis das Fleisch auf dem Teller liege. Auf das aktuelle gewordene Thema Veganer angesprochen, meinte Susanne Gisler, dass sie bis anhin damit nicht konfrontiert worden sei. Aber sie stelle sich schon die Frage, ob es Sinn mache die fehlenden Ernährungsstoffe bei einer Veganer-Ernährung mit Zusatzmitteln zu kompensieren, anstatt das zu nutzen, was die Natur hergebe. Zum Kochen gehöre aber auch der sorgfältige Umgang mit den Nahrungsmitteln und es könne nicht angehen, dass einfach rund ein Drittel ungenutzt entsorgt werde. «Wir müssen in Bezug auf die Ernährung alle Komponenten berücksichtigen – von der Nutzung des Bodens, die Saat, die Pflege, die Produktion, die Vermarktung, der Verbrauch und der Abfall.» Daher sei es sehr wichtig, dass sie in der «Hauswirtschaft» Gedanken und Anregungen in Ernährung und Ökologie mitgeben könne, damit die Jugendlichen andere Werte in Bezug auf die Ernährung kennen lernen und auch anwenden (können).

«Ich habe nur positiv eingestellte Jugendliche in der Stunde Kochen und statt zu Hause lange erklären, sollen sie es gleich selber kochen.»

Susanne Susanne Gisler

Es geht in die richtige Richtung
Die Jugendlichen seien oft schockiert, wenn sie mit Zahlen konfrontiert werden in welchem Ausmass man hier im Überfluss lebt und welche Riesenmengen an Nahrungsmittel jährlich einfach achtlos weggeworfen würden, betonte Susanne Gisler. Sie sei aber überzeugt, dass die gewinnorientierte Marktwirtschaft mit Unterstützung der Medien vieles weiter in Bewegung halten werde, damit das bestehende Angebot immer noch grösser werde, obwohl man es so nicht brauche. Sie frage sich aber, ob der Veganismus der Weg sei von der Wegwerfgesellschaft wegzukommen. Man könne zum Beispiel den Fleischkonsum eigenständig reduzieren und im Einkauf insgesamt auf die regionalen Produkte achten. Das sei kein verzichten auf irgendetwas, sondern nur ein bewussterer Umgang mit den vorhandenen Nahrungsmitteln und eine Reduktion des Überflusses, hielt sie fest.

Susanne Gisler machte aber auch deutlich, dass die Essgewohnheiten der Jugendlichen in die Verantwortung der Eltern gehöre und nicht eine Aufgabe der Schule sei. Die Schüler*innen sollen aber in der Schule für diese Probleme sensibilisiert werden, so dass sie sich auf Neues einlassen und ausprobieren können. Das Echo seitens der Jugendlichen sei jeweils nach dem Thema «Haushalt», wenn auch manchmal mit Einwendungen, sehr positiv und sie nehmen das neu Erlernte und Entdeckte mit in ihr Leben. Das sei doch schon ein (kleiner) Stopp in der negativen Entwicklung der Gesellschaft – ein Ansatz in eine neue Welt, hielt Susanne Gisler optimistisch fest, liess aber nicht unerwähnt: «Ich bin letztlich nicht verantwortlich für das Weltelend.»

Richard Wurz
25. September 2022
Bilder: Patrick Honegger

 

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