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Stefanie C. Braun klärte - Musik ist Lebensinhalt.
Kafi-Tratsch
Für die Künstlerin Stefanie C. Braun besteht eine direkte Linie zwischen München und Boswil – mit einem Zwischenhalt im Kafi-Tratsch in Bremgarten.
Datum: 02. Februar 2025

Mit Verlaub kann man in den Raum stellen, dass Stefanie C. Braun aufgrund ihrer Herkunft und einem wichtigen Ort der beruflichen Aktivität eine Grenzgängerin ist zwischen Deutschland und der Schweiz. Das hat wohl dazu geführt, dass sie auch immer wieder Grenzen verschiebt und neue Türen öffnet – solange der Mensch und sein Tun und Lassen im Mittelpunkt steht, nicht nur musikalisch. Sie selber hielt als Erstes im Gespräch fest: «Ich komme echt aus München, bin aber keine Deutsche, sondern eine Bayerin.» Natürlich sei sie Fan vom FC Bayern, aber nur wenn er auf der grossen Bühne spielt, ansonsten vom kleineren Club München 1816. Am Oktoberfest möge sie den Anstich, den Umzug und das anschliessende Zusammensein mit Freunden im kleineren Rahmen. Angesprochen ob ihr der Gesang in die Wiege gelegt wurde, meinte sie, dass sie das nicht wisse. Begonnen habe aber, wie sie von der Mutter erfahren habe, dass sie in der Klinik in der Richard-Wagner-Strasse zur Welt kam. Dann folgte das Mitwirken im Marionettentheater, Kindertheater und Orff-Gruppe. Diese Kombination habe wohl Einfluss gehabt auf ihren musikalischen Werdegang, denn als Kind im Fussballstadion habe sie schreien und nicht singen gelernt, meinte Stefanie C. Braun. Die musikalische Ausbildung absolvierte sie in Venedig, aber es sei noch nicht definitiv geklärt, ob sie eine venezianische Bayerin oder eine bayerische Venezianerin sei.

Ein kostbares Kleinod
In der Zeitspanne ihres ersten Engagements am Opernhaus Zürich kam sie mit Hugo Bollschweiler, Künstlerischer Co-Leiter und Dirigat Jugend-Sinfonieorchester Aarau (JSAG), in Kontakt. Aus den Gesprächen entstand die heutige Zusammenarbeit, denn das Künstlerhaus Boswil suchte für das JSAG eine Projektleitung und die Ausschreibung habe deutlich gesagt: «Die suchen mich». Und so sei eine kreative Zusammenarbeit entstanden. Der Ort «Boswil» mit seiner Geschichte sei ein sicherer Ort für Menschen, die sich begegnen, gemeinsam musizieren, auseinandersetzen wollen und fachkompetent in der musikalischen Weiterbildung begleitet werden. Ein wichtiges Ziel sei, dass sie die breite der Musik als Ganzes erfahren können und einen Freiraum haben selbst auszuprobieren. Die jungen Menschen können unter anderem im Rahmen des JSAG-Projekts lernen die Musik zu erleben und nicht einfach Werke zu spielen. Stefanie C. Braun betonte, dass das Musizieren nur ein Teil eines Lebens ist, denn die Musik begleite sie auf ihrem ganzen Lebensweg. Man müsse nicht zwingend Musik studieren, sondern die Auswirkungen im Gemeinschaftsgefüge erfahren und weitergeben. Die Zuhörer:innen sollen nicht einfach ein Werk musikalisch gekonnt vorgetragen erfahren, sondern einen Ausdruck der Musik als Ganzes erleben können.

Live – das Unmittelbare
Den jungen Menschen würden Freiräume gegeben, in denen sie aber in ihrer Eigenständigkeit die Verantwortlichkeit über Qualität und Niveau in und mit der Gruppe bereit sind wahrzunehmen und in den Prozess einzugeben. Der Aus- und Weiterbildungsprozess soll aber keine Kaderschmiede sein, sondern das Bewusstsein fördern und zu realisieren und spüren, was die Musik mit einem persönlich macht. Man wolle aber auch die Türen noch weiter öffnen, damit sich «gwundrige» Leute keine Schwellenangst haben, sondern einen Probebesuch machen. Da ist einzufügen, dass ein Probenbesuch das Konzert zu einem ganz anderen Erlebnis macht. Angesprochen darauf, dass die Institutionen zum Teil sehr elitär geworden sind, meinte Stefanie C. Braun: «Ja, die Klassik hat sich im Turm nach oben verschoben und der Dialog ist schwächer geworden.» Die Musik habe sich in vielen Bereichen elitär abgehoben, aber es gebe auch viele offenen Türen. Sie wies aber auch darauf hin, dass es die andere Seite brauche, die interessierte Öffentlichkeit. Man könnte es auch so auf den Punkt bringen: «Der Ausführende spielt das Eigene und gibt es weg an die Zuhörer:innen, die völlig frei im Kopf einfach ins Konzert gehen … das wäre dann die echte Neugierde.»

Richard Wurz
2. Februar 2025
Bilder: Bruno Rotach

Der nächste Kafi-Tratsch findet am Samstag, 22. Februar um 10 Uhr im Foyer des Kellertheaters Bremgarten statt. Weitere Informationen unter www.freiamtplus.ch/kafi-tratsch

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