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Für einmal berichtete der Kafi-Tratsch-Gast nicht allein über sein Leben, sondern auch über das Leben seiner Schwester. José Meier ist der Bruder der Schwester Gaudentia, die während vielen Jahren im Dienste der Baldegger Schwestern in Papua-Neuguinea gewirkt hat.

Er ist ein bescheidener und sehr weltoffener Mann, José Meier aus Waltenschwil. Der ehemalige Bezirksschullehrer hat sein Leben im Freiamt verbracht, in Waltenschwil, in einem sehr katholischen Umfeld. Er hat sich dem Dorfmuseum verschrieben und was noch viel wichtiger ist, er hat sich immer für fremde Kulturen interessiert. Ein Interesse, das ihn mit seiner «berühmten» Schwester verbindet. Seine Schwester ist nämlich die Baldegger Schwester Gaudentia, über die im letzten Jahr unter dem Titel «Mit Gottvertrauen im Gepäck» im Verlag Hier und Jetzt ein Buch erschienen ist.

«Meine Schwester wollte schon immer fort von hier, in die weite Welt hinaus», erinnerte sich José Meier während des Tratsches. Dass es sie schliesslich allerdings nach Papua-Neuguinea verschlagen würde, das war dann schon etwas Besonderes. Seine Schwester, so führte José Meier aus, wollte nicht einfach ins Kloster, um zu beten, sie wollte in der Welt etwas bewirken. Aus diesem Grund lernte sie auch in England das Handwerk der Hebamme. Eine Tätigkeit, die zur damaligen Zeit für eine Klosterfrau eher speziell war. Da es in der Schweiz dafür keine Ausbildungsmöglichkeit gab, absolvierte sie die Ausbildung in England. Danach verschlug es die junge Schwester in einen Teil der Erde, in welchem die Menschen noch nie eine weisse Frau gesehen hatten. José Meier erinnerte sich, dass seine Schwester darüber berichtete, dass die Leute glaubten, sie wäre oben weiss und unten schwarz, sprich zweifarbig, weil ihre Haut oben im Gesicht weiss war und sie aber schwarze Strümpfe trug. Dieser Irrtum konnte natürlich rasch aufgeklärt werden. Dass das Leben in einer völlig fremden Kultur nicht immer einfach war, das erfuhr man an diesem Morgen, wenn man den Worten von José Meier lauschte. Er erzählte davon, dass er, als er damals seine Schwester besuchte, dafür geschämt habe, wie sich die Männer in Papua-Neuguinea aufführen. Sie lassen nämlich die Frauen pausenlos arbeiten und selbst machen sie Politik und handeln Konflikte aus.

«Es wird immer vermittelt, dass unsere Kultur die Beste sei, das geht mir auf den Wecker.»

José Meier

«In Papua-Neuguinea hat jeder Stamm seine eigene Sprache und das sind rund 840 verschiedene. Ausserdem leben Männer und Frauen ab einem gewissen Alter strikt getrennt», liess er die Zuhörer*innen in die fremde Kultur blicken. Er erklärte auch, dass im Bereich der Mission ein striktes Umdenken habe stattfinden müssen. Man musste begreifen, dass man da nicht einfach «armen Wilden» hilft, weil man selbst die «bessere» Kultur hat, sondern die fremde Kultur erst ein Stück weit begreifen und sich auf sie einlassen musste, um dann Veränderungen einzubringen. Seiner Schwester ist es schliesslich zusammen mit vier Mitschwestern gelungen, den Mädchen dort durch den Aufbau eines Spitals und einer Pflegerinnenschule neue Perspektiven zu eröffnen.

Verständnis für verschiedene Kulturen
Darauf angesprochen, welchen Einfluss denn das Leben seiner Schwester auf ihn gehabt habe, meinte José Meier bescheiden lächelnd, dass er begann sich ebenfalls stark für fremde Kulturen zu interessieren und schnell vom Gedanken abgekommen sei, dass unsere Kultur die «Beste» sei. Diese Überheblichkeit würde ihm gar nicht liegen und es bereite ihm noch heute Mühe, dass diese immer noch vorhanden sei. Aus diesem Grund habe er sich auch immer hier in der Schweiz sozial und insbesondere für Flüchtlinge engagiert. «Dabei habe ich übrigens auch die Schweizer*innen teilweise näher kennen gelernt, und das war nicht immer sehr erfreulich», meinte er lächelnd. Als kleinen Wunsch zu der bald startenden Weihnachtszeit meinte er schliesslich schmunzelnd, dass es doch ein grossartiges Ziel wäre, wenn man sich für fremde Kulturen mehr interessieren und versuchen würde, sie zu verstehen, als einfach mit dem Finger auf sie zu zeigen und die Nase darüber zu rümpfen. Ganz nach den Worten von José Meier: «Jeder muss von seiner Kultur etwas geben, damit man auch von der anderen Kultur etwas bekommt.»

Bettina Leemann
21. November 2021
Bilder: Bettina Leemann

Der nächste Kafi-Tratsch findet am Samstag, 29. Januar 2022 um 10 Uhr im Foyer des Kellertheaters Bremgarten statt. Weitere Informationen unter www.freiamtplus.ch

Das Buch «Mit Gottvertrauen im Gepäck – Die Baldegger Schwester Gaudentia in Papua-Neuguinea» von Helene Arnet ist beim Verlag Hier und Jetzt, Telefon 043 243 30 73 oder unter www.hierundjetzt.ch erhältlich.

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