Die Weihnachtszeit hat es in sich, denn der Aufruf zur finanziellen Unterstützung hallt durch's Land ‒ und dies mit Recht.
Es gehört sicher zur Tradition der Schweiz, dass man anderen Menschen in ihrer Not hilft und damit dies möglich ist, auch die verschiedenen Institutionen in ihren Bemühungen finanziell unterstützt. Es ist aber auch ein Fakt, dass aufgrund einer länger andauernde Zeitspanne des Überfluss, die Spenden vielfach eine wohltuende Beruhigung des Gewissens sind. Natürlich ist es mehr als berechtigt zu hinterfragen, wohin die Gelder denn fliessen und ob die für die eigene Verwaltung verbrauchten Mittel gerechtfertigt sind. Und natürlich wissen wir, dass viele kleinere und mittlere Gruppierungen auf SpenderInnen und GönnerInnen angewiesen sind, damit sie ihre Projekte im gesellschaftlichen und kulturellen Bereich umsetzen können ‒ und sie bewirken vieles im positiven Sinn.
Der letzte Ausweg
Es ist unbestritten, dass es weltweit unzähligen Menschen aus Mangel an Nahrungsmittel und hygienischen Einrichtungen nicht viel mehr übrig bleibt, als auf den Tod zu warten ‒ und das ist beschämend. Es stimmt aber auch nachdenklich, wenn einem bewusst wird, dass es auch in unserem Land diesbezüglich nicht zum Besten gestellt ist. Für viele Menschen sind hier die Unterstützung respektive eine Spende, in welcher Form auch immer, von Bedeutung für ein menschenwürdiges Alltagsleben. Doch dabei stossen sie auf Widerstand seitens der Wirtschaft und der Politik. Es wird ihnen die Sozialhilfe reduziert, die Ergänzungsleistungen nach unten angepasst und ihnen eigentlich jegliche wirkliche Hilfe entzogen.
Damit soll mit keinem Wort die Spendefreudigkeit der Schweizer Bevölkerung in Frage gestellt werden. Wenn sie aber im Endeffekt «nur» auf die Gelder, welche den grossen Institutionen zufliessen reduziert wird, dann widerspricht das der tatsächlichen vorhandenen Hilfsbereitschaft während des ganzen Jahres. Was wären unzählige Organisationen ohne die tausenden von Stunden der Freiwilligen, die so den Staat von grossen finanziellen Verpflichtungen entbinden und ihre geleisteten Dienste nicht als Spenden von den Steuern abziehen können? Was würden unzählige Familien essen, bekämen sie nicht immer wieder Nahrungsmittel aus dem Überfluss der Konsumgesellschaft, wie es zum Beispiel die Institution «Schweizer Tafel» möglich macht. Das heisst, Spenden und Hilfeleistungen sollten nicht der letzte Ausweg sein, sondern der Start zu einem menschengerechten Leben.
Bleiben Sie dabei
Der jährliche Spendenaufruf zur Weihnachtszeit sollen alle wahrnehmen, die einen Beitrag leisten können. Es braucht Spenden und finanzielle Unterstützungen. Gleichzeitig sollte aber auch aus gesellschaftlicher, politischer und wirtschaftlicher Überzeugung mehr dafür getan werden, um die Situation der Betroffenen zu entschärfen. Eine auf menschlicher Ebene getragene Nachbarschaftshilfe, in welcher Form auch immer, wäre eine Möglichkeit mit positiven Nachhall.
Richard Wurz
13. Dezember 2018
Bilder: zVg