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Als Hexe feiert Franziska Strebel aus Geltwil, Weihnachten am 21. Dezember ‒ in der Nacht der Sonnenwende.


home tab hexe ofenDie Christen haben viele heidnische Feste geändert und ihrem religiösen Grundempfinden angepasst, erklärt Franziska Strebel im Gespräch. Für sie sind die christlichen Rituale nicht von Bedeutung, denn sie gehe auf den Ursprung zurück. Doch stehe in dieser Zeit, während draussen die Blätter fallen, der Tannenbaum als Symbol für das Neue im Mittelpunkt. Und man befinde sich auf dem Weg zur längsten Nacht, der Sonnenwende, die Nacht, die das Licht der Hoffnung bringe, denn die Tage werden wieder länger. Es sei die Nacht der Wende zwischen Altem und Neuem. «Es ist unbedeutend, ob das Christentum den Geburtstag am 24. Dezember feiert oder die heidnische Kultur am 21. Dezember, der Geburtstag Jesu ist der Lichtbringer», betont Franziska Strebel. Und so habe auch der Tannenbaum bei ihr seinen Platz, denn er ist das Symbol für das Neue. «Er gehört auch in unserem Haus zur Weihnachtszeit.»

Eine intensive Vorbereitungszeit
Die Vorbereitungszeit auf ihren Weihnachtsabend in ihrem Leben als Hexe beginnt für Franziska Strebel bereits im November. In diesem Monat erledige sie alle schönen Verpflichtungen wie Guetzlibacken und Geschenke vorbereiten. Im Dezember beginne dann für sie die besinnliche Zeit. «Da will ich zur Ruhe kommen mich auf die Ursprünge des eigenen Seins zurück besinnen und in dieser Rückschau festhalten, was war, was bleibt und was ich mitnehme.» Am 21. Dezember, dem Weihnachtstag, wird noch vor Einbruch der Dunkelheit das Haus geputzt und der Holzofen gereinigt und die Asche entsorgt. «Das Feuer ist für eine Hexe existenziell, denn man begegnet sich zum Mittelpunkt des Lebens beim Feuer.» Mit dem Ofenputz nehme man das Alte, den Dreck heraus und der Kaminfeger bringe letztlich Glück, weil er den Kamin reinige, damit das Glück nicht hängen bleibe. Die Energie fliesse von aussen nach innen und umgekehrt, so seien ein sauberer Kamin und Ofen unumgänglich. Und erst nach diesen Arbeiten könne für sie der Weihnachtsabend beginnen.

Beginn der Heiligen Nächte
Beim Einbruch der Dunkelheit packt Franziska Strebel ihren Rucksack mit Essen, Trank, Zwergenfigürli und Orakelkarten und macht sich mit der Laterne auf den Weg zu ihrem Hexenplatz im nahe gelegenen Wald. Natürlich alleine, wie Franziska Strebel betont, denn das sei für sie der wichtigste Abend des ganzen Jahres. Am Feuer gehe sie in sich, danke, bete und bitte und könne so Energien frei setzen, die vom Wind hinaus getragen werden. «Für mich beginnt das Leben wieder von Neuem.» Nach der Rückkehr ins Haus wird der Ofen neu angefeuert als Symbol des Neubeginns und der zwölf Heiligen Nächte. «Das Feuer mit seinem Licht hat für mich die gleiche Bedeutung wie das ewige Licht in der Kirche», betont Franziska Strebel.

So ist es eigentlich unbedeutend welches Ritual zu Weihnachten gepflegt wird. Franziska Strebel bringt es so auf den Punkt: «Wie und wann wir Weihnachten feiern ist völlig egal. Begeht man die Weihnachtstage mit Freude und aus Überzeugung, dann feiert man Weihnachten, den Tag des Lichts, ob christlich oder heidnisch.»

Richard Wurz
21. Dezember 2018
Bilder: Richard Wurz

 

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