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Martin Indlekofer nimmt nach 25 Jahren Abschied.
Gesellschaft
Die jungen Artist*innen winken ihm zum Abschied noch einmal zu, denn er hat die Verantwortung weitergegeben – Martin Indlekofer, Zirkusdirektor Cirque Jeunesse Arabas Bremgarten.
Datum: 02. September 2021

Im Gespräch hält Martin Indlekofer gleich zu Beginn fest, dass er in den vergangenen 25 Jahren nie ernsthaft ans Aufhören gedacht oder das Gefühl gehabt habe, «dann muss ich halt noch». Er fügte aber gleich an: «Es gibt auch jetzt keinen Grund, aber ich mag nicht mehr immer für den Zirkus ‹auf der Matte› stehen.» Er habe die sich bietende Möglichkeit genutzt und in den vergangenen zwei Jahren Nina Hegnauer und Joël Demierre, die im Co-Direktorium die Aufgabe übernommen haben, in das breitgefächerte Arbeitsgebiet eines Zirkusdirektors eingeführt. So hat Martin Indlekofer den «Zirkusdirektor» bereits weitergegeben und wird im Herbst an der Generalversammlung des Vereins Arabas Cirque Jeunesse das Präsidium abgeben. «Es war mir ein grosses Anliegen, dass ich mich langsam ablöse und alles in Ruhe weitergeben kann, werde aber im Hintergrund weiter da sein.»

Warum nur als Hobby?
Es steht ausser Frage, dass die Arbeit als Zirkusdirektor bedeutend mehr ist, als einfach in der Freizeit ein Hobby zu pflegen und dies erst noch neben dem anspruchsvollen Beruf als Vollzeit-Lehrer. Es ist hinlängst bekannt, dass Martin Indlekofer in seinen  jüngeren Jahren unter anderem auch als Jongleur, Einradfahrer, Clown und Zauberer den Menschen frohe Stunden bot und in den ersten Jahren von Arabas auch als Trainer im Zirkus wirkte. So steht natürlich im Gespräch schon die Frage im Raum: «Wenn man den Zirkus schon so liebt, warum bringt man dann die Arbeit und das Leben nicht auf einen Nenner – im Zirkus?» Die Grundlagen, auch im musikalischen Bereich, wären sicher da gewesen, meint er mit einem Lächeln, aber Artist, das sei nicht sein Leben. So ist Martin Indlekofer einer der wenigen Zirkusdirektoren, der wohl omnipräsent im Zirkus ist, aber gerne das gesellschaftliche und kulinarische Leben in seiner Altstadtwohnung geniesst und nicht in einem Wohnwagen. Und damit es nicht vergessen gehe, erinnert er daran, dass optimale Artist*innenleistung in der Manege bei allem Glanz und Gloria vorwiegend harte Knochenarbeit ist.

… und das doch auch noch
Während 25 Jahren verstand es Martin Indlekofer immer und immer wieder kleine und grosse Menschen für den Zirkus Arabas zu begeistern, pflegte aber auch den Kontakt zu anderen Zirkussen. Daraus ergab sich ein bedeutender Höhepunkt in der Geschichte von Arabas. So konnten die Artist*innen des Zirkus Arabas mit einer Ringnummer den Gottesdienst mit Taufe der Zwillinge Nina und Timothy von Franco und Claudia Knie bereichern.

In Bremgarten wurde – und ist es immer noch – der Zirkus für die Kinder und Jugendlichen eine einmaligen Gelegenheit bei fachkompetenter Begleitung für einen Moment in ihrem Leben in die Zirkuswelt als Artist*in einzutauchen. Die Mütter und Väter und die unzähligen weiteren erwachsenen Helferinnen dispensierte er von der Verpflichtung eines Auftritts in der Manege, denn ihr Auftrag war durch die Teilnahme ihrer Kinder gegeben – sie waren für Aufbau, Transport, Gastronomie, Kostüme und weitere Dienstleistungen im Zirkus verantwortlich. Dazu meinte Martin Indlekofer: «Das stand nie zur Diskussion, denn wir haben einen Zirkus mit und für die Kinder und Jugendlichen.»

So war und ist der Zirkus Arabas eine Grossfamilie, eine einmalige, wenn auch zum Teil anstrengende Erlebniswelt für Klein und Gross. Und das darf natürlich nicht unter den vielzitierten Teppich gekehrt werden. Wie Martin Indlekofer sich bestens daran erinnert, sind zu Beginn der Zirkuszeit während der Trainings- und Probenwochen die Mamis mit der fertig angerichteten Mahlzeit vor Ort eingetroffen. Das hat sich aber geändert, denn der Zirkus verfügt seit langem über einen eigenen Küchenwagen und nach zweijähriger Bauzeit steht nun sogar ein nach neuestem Stand eingerichteter Wagen zur Verfügung. Das funktioniert dank den Helfer*innen bestens, aber was wäre ein Küchenwagen ohne Chefkoch – und das war Martin Indlekofer auch noch. Das mit dem «war» stimmt nicht, denn wie aus zuverlässiger Quelle zu erfahren ist, kann er es nicht lassen und so werden die Artist*innen, die Mitarbeitenden und die Zirkusgäste noch während einer längeren Zeitperiode bestens verköstigt.

Nun kann sich Martin Indlekofer ein bisschen zurücklehnen, das sei ihm gegönnt. Mit Verlaub sei er aber daran erinnert, dass er wohl in einem Zirkus etwas kürzer treten kann, aber es im gesellschaftlichen Alltag noch genug Zirkusse gibt.

Richard Wurz
2. September 2021
Bilder: Bettina Leemann

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