Es war das Thema «Klima», das im Gespräch mit dem Murianer Stefan Staubli und Revierförster massgebend war. Der Raum war somit offen, um dem Thema Energie und Klima intensiv nachzugehen – und dies in einem guten Klima.
Sein Arbeitsgebiet und sein Engagement für die Umwelt sind vielseitig, sind aber immer eng verbunden mit der Thematik Energie und Klima. Als Revierförster ist Stefan Staubli verantwortlich für das Forstrevier Oberfreiamt, das von «WALD kommunal +» der Gemeinden Auw, Sins, Abtwil und Oberrüti bewirtschaftet und betreut wird. Zur Waldbewirtschaftung kommen aber unter anderem dazu die Betreuung der Privatwälder, die Betreuung der Betreibung von nachhaltigen Heizzentralen mit Holzenergie, der Verkauf des Holzes und die Aufgaben des Bauamts Auw dazu. Mit einer Arbeitsgruppe initiierte der umtriebige Förster vor 22 Jahren «Energie Freiamt» und daraus entstand vor rund zehn Jahren das «Muri Energie Forum» mit Stefan Staubli als Präsidenten. «Damit wollen wir das Thema transparent und verständlich machen und den Boden für Veränderungen schaffen.» Das sei wohl ein langer Weg, so Stefan Staubli, aber die vergangenen zehn Jahre des Wirkens von «Muri Energie Forum» hätten deutlich gezeigt, dass das Thema in der Bevölkerung angekommen ist.
Es braucht Anpassungen
Die Energie war schon immer mitentscheidend für die Entwicklung der Gesellschaft und der Wirtschaft. Die Frage sei ja nur, woher nehme man sie und wie gehe man mit ihrem Verbrauch um, meinte Stefan Staubli. Dazu komme nun seit einigen Jahren der fast alles umfassende Begriff «Nachhaltigkeit». In Bezug auf den Wald präzisierte er den Begriff, denn Nachhaltigkeit im Wald sei kurzfristig angedacht ein Zeitraum von 5 bis 10 Jahre und langfristig ein solcher bis zu 100 Jahren. Das Holz sei in seiner Bewirtschaftung und Verwendung ein wichtiger Bestandteil der Energie und des Klimas. «So sind die Bäume wichtige Speicherplätze für das CO²», erklärte Stefan Staubli. Eine grosse Buche biete Platz für 4-7 Tonnen CO², werde sie aber gefällt und als Brennholz verwendet, wird dieses wieder frei und kommt einfach mit «Verspätung» in die Luft. Also müsste man das Holz im Bauwesen weiter verwenden oder ein bisschen überspitzt ausgedrückt, sicher einlagern wie den Abfall der Atomkraftwerke.
«Das Klima ist in sich nicht schlecht», betonte Stefan Staubli. Es brauche aber dringend Anpassungen. Er machte darauf aufmerksam, dass zum Beispiel rund 50 Prozent der Energie in die Gebäulichkeiten fliesst, die Produktionsabläufe oder Wohnnutzbarkeit nicht eingeschlossen. Bei den Gebäuden bestehe für Renovationen und Sanierungen rund ein Zyklus von 40 Jahren, so Stefan Staubli, also könne man hier eingreifen und die Energieversorgung mitberücksichtigen. Angesprochen auf die rasante Entwicklung der E-Mobilität, erinnerte Stefan Staubli daran, dass diese auch rund 20 Prozent mehr Strom benötigt. Es brauche daher eine effiziente Verfügbarkeit des Stroms, wenn zum Beispiel nach Feierabend alle ihre E–Fahrzeuge wieder aufladen wollen – ein bisschen plakativ ausgedrückt: «An jedem Strassenpfahl hat es eine Ladestation.»
Ein Gleichgewicht schaffen
Die Energie war zu Beginn der 1950er Jahre «matchentscheidend» für den wirtschaftlichen Aufschwung und den Wohlstand. Man habe die Energiemöglichkeiten genutzt unabhängig der Kollateralschäden in Umwelt und Klima, die mit
Stefan Staubli
dieser Entwicklung eingetreten sind. «Das ist ein Bestandteil unserer Geschichte. Anstatt reden und kritisieren müssen wir in eine andere Richtung gehen.» Allerdings könne man dies nicht von Heute auf Morgen ändern, sondern es braucht seine Zeit, betonte Stefan Staubli. Er hält aber fest, dass man schon etwas mache, so zum Beispiel im Bereich des Energiebedarfs für die Gebäude. Das Ziel sei die Reduktion von derzeit 50 Prozent auf 25 Prozent. Das gehe aber nicht nur mit Anpassungen, sondern müsse mit der Gewinnung neuer Energien, wie die der Sonnenenergie einhergehen. Den Einwand, dass man darüber schon lange rede, lässt Stefan Staubli nicht gelten. Vielmehr präzisiert er: «Die Sonnenenergie haben wir, nur können wir sie nicht einspeisen, weil die Speicher fehlen.» Ein Nachteil der Sonnenenergie sei, dass man sie nur bei optimalen Wetterverhältnissen, sprich Sonne einspeisen könne. Allerdings sei es auch Fakt, dass die Sonne einen grossen Anteil des Stroms liefern könne. Bedingung wäre allerdings eben, dass die Speicherkapazitäten vorhanden wären.
Die Wahrnehmung fehlt noch
«Das Thema ist längst angekommen in der Bevölkerung, aber das Bewusstsein etwas zu verändern ist noch nicht ausgereift und so mangelt es noch an der Umsetzung», hält Stefan Staubli fest. «Die Bereitschaft zu Veränderungen ist ein langwieriger Prozess, denn es sind Veränderungen von Wertvorstellungen.» Die Argumente gegen die notwendigen Veränderungen spannen den Bogen von «es stimmt nicht» zu «wir sind nicht schuld» bis «es ist zu spät, wir können nichts mehr tun» und man glaubt «es schon im Griff» zu haben. Keine gute Ausgangslage, aber Stefan Staubli hält dem sanft dagegen: «Alleine schon, dass man sich fragt, was zu tun ist, ist ein Fortschritt.» Und auf die Frage, was zu tun ist, um etwas zu ändern, meinte er kurz und bündig: «Sich selber an der Nase nehmen.» Die Nachhaltigkeit fördern sei kein Verzicht, sondern ein positives sich Fortbewegen. Dazu gehöre aber vor allem eine gute regionale Vernetzung. Das heisst, die Kreisläufe von Produktion und Lieferung auf kleine Räume reduzieren, gemeinsam eine Kontinuität pflegen und so eine gewisse Verlässlichkeit schaffen. «Veränderungen im Energiebereich verbindlich umsetzen, ist keine Strafe, sondern cool», fügt er sehr zuversichtlich an: «Die junge Generation ist gut unterwegs.»
Richard Wurz
3. Januar 2022
Bild: Richard Wurz
Weitere Informationen über die Aktivitäten von «Muri Energie Forum» unter www.murienergieforum.ch