Mehr als eine Oase für die Natur
Was die Bienenzüchtervereine Oberfreiamt und Muri & Umgebung im Juni 2019 in Angriff genommen haben und im September 2020 eröffnen konnten, entwickelte sich in den vergangenen fünf Jahren zu einem unverzichtbaren Ausbildungs- und Informationszentrum im Freiamt. Allen Imker:innen und angehenden Imker:innen kann im Zentrum bestens das Fachwissen weiter vermittelt und interessierte Schulklassen über die Bienen und die Arbeit der Imker:innen informiert werden, hat aber auch stets ein offenes Ohr für die Anliegen der Bevölkerung. Bruno Heggli, Präsident Bienenzüchterverein Muri & Umgebung, hielt im Gespräch fest: «Wer sich für das Thema Bienen interessiert, dem steht das Kompetenzzentrum mit Fachleuten als Ansprechpartner zur Verfügung.»
Den Verantwortlichen der Bienenzüchtervereine war es aber wichtig nicht nur Imkerwissen weiterzugeben, sondern der Bevölkerung auch die Wildbiene näher zu bringen. Das sei eine grosse Herausforderung gewesen, meinte Desirée Ganarin im Gespräch, Aktuarin Bienenzüchterverein Muri, denn die Wildbienen brauchen nicht nur spezielle Niststrukturen, sondern auch entsprechende Futterpflanzen. Jede Art der Wildbiene ist auf einzelne Pflanzen als Nahrungsmittel angewiesen, erklärte Desirée Ganarin. Daher fördere sie bestimmte Pflanzen und hoffe, dass die Wildbienen darauf ansprechen und sich den Nistplatz einrichten. Sie wies aber darauf hin, dass es dazu Naturflächen geben müsse, denn Asphalt und Steingärten würden dies verhindern. Natürlich sei die Pflege einer Fläche mit Nistmöglichkeiten für Bienen und Wildbienen mit Arbeit verbunden, meinte Bruno Heggli, aber wenn weiter so gebaut und Flächen verbetoniert werden, dann werde das Überleben für die Insekten in zwanzig Jahren etwas schwierig. Im Lehrzentrum sei wohl noch Gartenpotenzial vorhanden, hielt Desirée Ganarin fest, aber insgesamt habe man einiges bewirken können.
Im Gespräch sei aber zur Zeit vor allem die Asiatische Hornusse, welche die Imker beschäftige und nach Lösungen gesucht werden müsse. Sie seien mit einem Schiff nach Frankreich und über Genf in die Schweiz gekommen, hielt Desirée Ganarin fest. Für allfälliges Auftreten der Sauerbrut, eine ansteckende Krankheit bei den Bienen, werde das Ganze streng kontrolliert und bei Bedarf Sperrkreise eingerichtet. Bis anhin sei man im Freiamt noch verschont geblieben, so Bruno Heggli.
An den Freiämter Bienentagen wolle man der Bevölkerung aufzeigen, wie faszinierend die Natur und die Bienen als Bewohner:innen sind und man in kleinen Schritten sehr viel bewirken könne. Bruno Heggli wies aber auch darauf hin, dass jeder Mensch zu seinem Verbrauch einen Beitrag leisten sollte, damit der Natur etwas vorhanden bleibe. Und Desirée Ganarin bringt es so auf den Punkt: «Die Natur schützen ist für mich nicht explizit das Bienenhäuschen auf dem Balkon, sondern ein Nahrungsangebot bereitstellen für die Insekten, die bei mir wohnen.»
Richard Wurz
31. Mai 2024
Bilder: Richard Wurz
Die Freiämter Bienentage finden von Freitag, 7. Juni, bis Sonntag, 9. Juni im Lehrbienenstand Freiamt, Mühlau, statt. Weitere Informationen unter www.lehrbienenstand-freiamt.ch