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Die Schweiz zählt zu der ältesten Tabakregion Europas und im Aargau wurde schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die erste Zigarrenfabrik gegründet.


home tabak menzikenVor über 400 Jahren wurde in der Schweiz Tabak angebaut. Das Rauchen in der Schweiz kam im Rahmen des Dreissigjährigen Krieges (1618 bis 1648) in Mode, denn die heimkehrenden Soldaten brachten das Rauchen mit in die Heimat. Es sei aber eingefügt, dass dieses in den Anfängen als schweres Verbrechen geahndet wurde, jedoch die Bestrebungen den Tabakgenuss zu unterbinden blieben erfolglos. Das Aufkommen des Rauchens war nicht mehr zu bremsen und man zog daraus in Wirtschaft und Politik die nötigen Schlüsse. So entstanden bereits 1682 in Basel, im Wallis, im Tessin und in der Westschweiz die ersten Tabakfabriken. Im Hinblick auf das wirtschaftliche Potential des Tabakanbaus wurden auch die Tabakverbote aufgehoben und der Anbau mit einer Tabaksteuer staatlich gefördert und geschützt. Mit dem Aufkommen der Zigarrenfabrikation gegen Mitte des 19. Jahrhunderts entstand die eigentliche Tabakindustrie in der Schweiz.

Ein gewaltiger Aufschwung
Die bedeutendsten Zigarrenfabrikationen entwickelten sich aber im Kanton Aargau. Mit dazu beigetragen hat der allgemein schlechte Zustand des aargauischen Gewerbes und der Industrie, die durch die Krise der Baumwollindustrie in den 1850er-Jahren sich weiter verschlimmerte. Dies brachte der Zigarrenindustrie den Aufschwung und gleichzeitig aus der Baumwollindustrie zusätzliche Arbeitskräfte. Den Menziker Kleinbauer und Heimweber Samuel Weber (1785 bis 1861) kann man zu den Pionieren der Tabakindustrie zählen. Er stellte bereits 1838 erstmals Pfeifentabak her und gab damit den Anstoss für eine Neuausrichtung der regionalen Industrie. Dadurch entwickelte sich die Tabakverarbeitung gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einem der wichtigsten Industriezweige im Kanton. Dies besonders im Wynen- und Seetal, das dadurch zum weitherum bekannten «Stumpenland» wurde. Dies beruht auf der Tatsache, dass man neben den klassischen Kopfcigarren etwa im Jahre 1850 begann die Cigarre des kleinen Mannes zu produzieren ‒ die Stumpen. Das bekannte «Stümpli» respektive der Stumpen ist eine Kleincigarre, also im Preis auch erschwinglich für den Mann von der Gasse. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden unter anderem die bedeutenden Zigarrenfabriken wie «Gautschi & Hauri», «Heinrich Hediger & Söhne», «Burger Söhne», «Eichenberger & Cie», «Villiger» und «Säuberli». Trotz der fortlaufenden Mechanisierung der Produktion beruhte aber die Tabakverarbeitung bis Mitte des 20. Jahrhunderts zu einem ansehnlichen Teil auf Handarbeit. Dazu kamen die unzähligen HeimarbeiterInnen, welche sich so ein Zubrot für ihre Existenz sichern konnten. Und das so noch angefügt, dass im Kloster Gandenthal nach der Klosterauflösung 1876 für wenige Jahre die «Aargauische Tabak- Cigarrenfabrik Gnadenthal Schweiz» eine Fabrikation betrieb.

Der Zigarrenindustrie war aber schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts zunehmend die Zigarettenfabrikation eine grosse Konkurrenz. Das Zigarettenrauchen hat sich während des ersten Weltkrieges rasch verbreitet und erfreute sich vorwiegend bei der jüngeren Bevölkerung einer grossen Beliebtheit. So lancierten die Stumpen- und Zigarrenfabrikanten in den 1920er-Jahren die gemeinsame Kampagne: «Sei ein Mann, rauche Stumpen und Cigarren.» Das konnte aber nicht verhindern, dass es in der Branche zu Übernahmen, Fusionen und Betriebsschliessungen kam. Bis in die heutige Zeit sind unter anderem erfolgreich im Markt verblieben «Burger Söhne AG» (Burg), «Villiger Söhne AG» (Pfeffikon) und «Eicifa Eichenberger & Cie» (Menziken). Burger/Dannemann und Villiger mischen im Tabakgeschäft weltweit ganz vorne mit.

Richard Wurz
11. September 2019
Bild: ETH-Bibliothek Zürich

Weitere Informationen zum Industriekanton Aargau findet man unter www.industrieweltaargau.ch

 

 

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