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Wir gehen der Frage nach ‒ Bundespräsidentin Doris Leuthard bringt einiges im Gespräch auf den Punkt.

Doris Leuthard | Bundespräsidentin

Der Begriff Heimat ist in aller Leute Munde, aber bei genauem Nachfragen kann man feststellen, dass jeder für sich eine andere Sichtweise, Erfahrung und Emotionen dazu hat. Und das ist gerade das Wesentliche, was der einzelne Mensch darüber denkt, empfindet, was denn Heimat ist respektive Heimat ausmacht. Der Schreibende findet immer noch einen Teil seiner Heimat in seiner Stadt seiner Jugendzeit und des Erwachsensein, ist gleichzeitig im Freiamt verwurzelt und fühlt sich heimatlich verbunden mit dem Ort seiner mütterlichen Geschichte in Süddeutschland und derjenigen seines Grossvaters im Tirol. Wo ist somit Heimat, daher gehen wir mit Persönlichkeiten, die mit dem Freiamt verbunden sind dieser Frage nach und hoffen dem Begriff Heimat näher zu kommen. Den Auftakt macht ein Gespräch mit der Freiämterin und Bundespräsidentin Doris Leuthard, die bereit war, mit uns auf diesen Weg zu gehen.

Richard Wurz: Heimat ‒ ist das Zuhause sein oder einfach immer wieder Heimkommen?

Bundespräsidentin Doris Leuthard: Eine philosophische Betrachtung. Heimat kann beides sein. Zuhause hat mit Geborgenheit und Wohlbefinden zu tun; Heimkommen mit Familie, Freunden, Wurzeln. Und im Idealfall trifft beides zusammen zu ‒ bei mir ist das so im Freiamt.

Sie sind ja an verschiedenen Orten, Ländern zu Hause. Was ist der Unterschied zwischen Freiamt, Bern und Ausland respektive fühlen Sie sich in Bern oder im Ausland eher heimatlos?

Die vielen Reisen führen eher dazu, dass man sein Zuhause schätzen lernt

Doris Leuthard | Bundespräsidentin

Ich lebe jetzt seit elf Jahren mehrheitlich in Bern und fühle mich sehr wohl. Wer in die Landesregierung gewählt wird, muss zudem in Zeiten der zunehmenden Internationalisierung und Globalisierung überall auf der Welt wohnen können. Mit Heimat hat das aber nichts zu tun. Das ist Teil des Jobs. Die vielen Reisen führen eher dazu, dass man sein Zuhause schätzen lernt.

Was ist am Freiamt so speziell, dass für die Freiämterinnen und Freiämter seit Geburt das Freiamt die Heimat in sich ist respektive warum kehren so viele letztlich immer ins Freiamt zurück?

Ich kann nur für mich sprechen. Es ist die Weite der Landschaft und die Nähe der Menschen. Für mich einmalig ist die Vielfalt: der Blick vom Horben, ein Spaziergang durch die intakte Reusslandschaft, ein Konzert in der grandiosen Klosterkirche Muri und dann gleichzeitig die Nähe zu Stadt und den Alpen. Auf der anderen Seite sind es die vielen und unkomplizierten Begegnungen mit Menschen, Freiämtern und in der Regel engagierten und unabhängigen Geistern. Das alles kombiniert, macht das Freiamt attraktiv zum Leben.

Ist Heimat einfach mit der Landschaft verbunden oder mit Menschen und dem eigenen Ursprung?

Ich kenne viele schöne Landschaften auf der ganzen Welt. Es ist daher die Verbundenheit mit den Menschen und der Landschaft, die für mich Heimat und Geborgenheit bedeuten, hier habe ich meine Wurzeln.

Der Bezirk Muri zum Beispiel umfasst 19 Gemeinden, also 19x Heimat. Würde eine Gemeinde Freiamt nicht mehr Heimat und Solidarität für alle geben?

Heimat hat nichts mit dem Gemeindebann zu tun. Natürlich bin ich stolze Merenschwanderin und stolz auf unsere Geschichte. Auch Solidarität kennt keine Grenzen; weder im Freiamt, wo man sich über die Grenzen, Kulturen und Religionen hinweg hilft, noch in der Schweiz. Heimat und Solidarität sind Gefühle und Emotionen. Die Definition einer Gemeinde ist eine sachlich auszudiskutierende Frage. Hier geht es um politische Balance und um Verwaltungseffizienz. Und das wiederum hat die Politik in einem demokratischen Prozess mit der Bevölkerung auszuloten.

Richard Wurz
11. Mai 2017
Foto: © Marc Wetli

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