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Die Co-Stiftungsratspräsidentinnen Irene Näf-Kuhn (l.) und Christine Hehli Hidber (r) mit der ad interim Geschäftsführerin Nina Fleischle.
Kultur
Das Künstlerhaus Boswil ist künstlerisch immer noch gut aufgestellt, aber die Baustellen der vergangenen Jahre haben im Hintergrund ihre Spuren hinterlassen und sind jetzt für den Stiftungsrat und das Boswiler-Team eine grosse Herausforderung in der Gestaltung der Zukunft.
Datum: 21. September 2025

In den vergangenen sechs Jahren ist am Künstlerhaus Boswil im Hintergrund einiges in Bewegung geraten. Die beiden Co-Stiftungsratspräsidentinnen Irene Näf-Kuhn und Christine Hehli Hidber haben vor einem Jahr die Aufgabe übernommen den organisatorischen Bereich neu zu strukturieren und den Betrieb entsprechend zu organisieren. Ein wichtiger Faktor liegt in der Führung des Künstlerhauses Boswil, denn nach dem Weggang von Michael Schneider (2019) muss die Position der Geschäftsführung bereits zum dritten Mal neu besetzt werden. Die Herausforderung die Vergangenheit zu bewältigen und die Altlasten abbauen, koste sehr viel Energie, erklärten Irene Näf-Kuhn und Christine Hehli Hidber im Gespräch, hielten aber klar fest: «Dies ist nur möglich, weil wir in einem Stiftungsrat wirken können, wo alle am gleichen Strick ziehen, um die Zukunft zu gestalten.» Sie hätten die heutige Situation nicht gesucht, sondern dachten, als Michael Schneider wegging, es gehe einfach so weiter, hielt Irene Näf fest. Aber dann sei diese und jene Baustelle entstanden und Boswil habe sich neu finden und strukturieren müssen, erklärte sie und fügte aber gleich an: «Wir sehen Morgenröte und sind verhalten optimistisch.»

Die jetzigen Formate bleiben
Die bestehenden künstlerischen Inhalte wie JSAG, JOF und Akademien seien nicht gefährdet, betonten die beiden Co-Präsidentinnen. Boswil sei ein komplexer Betrieb und biete ein breites Angebot zwischen Ausbildung, Förderung und Konzerten und sei dadurch ein Begegnungsort der Musik. Die Aktivitäten sollen aber auch Synergien nach aussen auslösen, damit wahrgenommen werde, dass man nicht einfach einen Konzertbesuch mache, sondern nach Boswil als Ort der Musik gehe. Diesbezüglich sei man mit allen Beteiligten im Gespräch, damit die Zielsetzungen und Strukturen, die gemeinsam getragen werden müssen, geklärt und umgesetzt werden können. Dazu gehöre aber auch, dass man die Formate durchleuchte und die Frage stelle, ob sie optimiert werden können. Letztlich aber müssten auch die wirtschaftlichen und künstlerischen Werte zusammengeführt werden. Es brauche manchmal nicht zwingend mehr Geld, sondern konstruktive Ideen mit der Orientierung in Richtung Qualität und nicht Quantität.

Ein neues Geschäftsmodell
Im komplexen Betrieb «Boswil» müssen die wirtschaftlichen und künstlerischen Werte zusammengeführt werden. So sollen die einzelnen Formate durchleuchtet und der Situation angepasst werden, aber auch die personelle Seite. Da überprüfe man, was «Boswil» brauche, um den Ansprüchen und Aufgaben gerecht werden zu können und was kann finanziell getragen werden. Ein wichtiger Schritt habe man bereits machen können, denn Nina Fleischle, Leiterin Finanzen und stv. Geschäftsführer, übernehme ad interim die Geschäftsführung mit der Aufgabe die wirtschaftlichen und künstlerischen Verpflichtungen auszuleuchten und eine vertret- und machbare Balance herzustellen. Man sei überzeugt, dass dies mit der Finanzfachfrau und Geschäftsführerin ad.int. möglich ist, sieht das aber nicht als Lösung der personellen Besetzung der Geschäftsführung. Man wolle diese beiden Bereiche trennen und eine Geschäftsstelle schaffen mit einer Geschäftsführerin oder Geschäftsführer für den wirtschaftlichen Teil und einer künstlerischen Leiterin oder Leiter für das musikalische Angebot in der ganzen Breite. Die künstlerische Leitung werde Mitglied der Geschäftsleitung sein.

Irene Näf und Christine Hehli sind überzeugt, dass in dieser engen Zusammenarbeit «Boswil» wieder als Ganzes ein Ort der Musik ist und für die gastfreundschaftlichen Begegnungen wieder seine Ausstrahlung wirken lassen kann. Es sei ihnen bewusst, dass sie mit den neuen Strukturen auch Risiken eingehen würden, hielten Irene Näf und Christine Hehli fest. Sie brachten ihr Vorgehen aber so auf den Punkt: «Wir wollen unsere Energie in die Zukunft setzen – wir wollen einen Aufbruch.»

Richard Wurz
21. September 2025
Bilder: ©Bruno Rotach